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US-Angriffe in SyrienMindestens elf Tote bei US-Angriff

Nach einer Drohnenattacke greift das US-Militär pro-iranische Stellungen in Syrien an. Der IS tötet 15 Trüffelsucher.

In Syrien sind rund 900 US-Soldaten stationiert: US-General Mark Milley besuchte die amerikanischen Truppen Anfang März Foto: reuters

Beirut afp | Das US-Militär hat im Osten Syriens mit mehreren Luftangriffen auf eine tödliche Drohnenattacke reagiert und dabei nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens elf pro-iranische Kämpfer getötet.

Zuvor war dem US-Verteidigungsministerium zufolge mindestens ein US-Bürger bei einem Angriff auf Kräfte der US-geführten Militärkoalition in Syrien durch eine Drohne „iranischen Ursprungs“ getötet worden.

Aus Zentralsyrien meldete die Beobachtungsstelle zudem die Tötung von mindestens 15 Suchern nach Trüffeln durch die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). Die Pilzdelikatesse wächst in der Syrischen Wüste. Trüffelsucher waren schon öfter durch Landminen getötet worden.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte, er habe die „Präzisionsangriffe“ auf Stellungen von „mit den iranischen Revolutionsgarden verbündeten Gruppen“ angeordnet. Lloyd erklärte, die US-Armee habe damit auf die jüngste Attacke sowie auf „eine Reihe von Angriffen“ reagiert, die von Gruppen mit Verbindungen zu den iranischen Revolutionsgarden auf Kräfte der US-geführten Militärkoalition in Syrien verübt worden seien.

Bei dem Drohnenangriff auf den Militärstützpunkt Hassake im Nordosten Syriens waren am frühen Donnerstagnachmittag der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge ein US-Bürger getötet und sechs weitere verletzt worden. Bei dem Todesopfer handle es sich um einen Mitarbeiter eines für die US-Armee arbeitenden Subunternehmens, bei den Verletzten um fünf US-Soldaten und einen weiteren Subunternehmer.

Bei dem darauf folgenden US-Angriff auf ein Waffenlager in der Stadt Deir Essor seien sechs Kämpfer getötet worden, fünf weitere bei Angriffen nahe den an der Grenze zum Irak gelegenen Städte Majadin und Abu Kamal, erklärte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.

Angriff auf Erdölfeld

Am Freitagmorgen hatten pro-iranische Kämpfer nahe Majadin zudem in der Nähe einer US-Stellung drei Raketen abgefeuert, wie es weiter von der Beobachtungsstelle hieß. Zwei davon hätten Syriens größtes Erdölfeld al-Omar getroffen, wo sich die Stellung befindet, die dritte ein Haus in der Nähe.

Im vergangenen August hatte das US-Militär bereits auf Befehl von Präsident Joe Biden Vergeltungsangriffe in der Provinz Deir Essor ausgeführt, nachdem mehrere Drohnen eine Stellung der US-geführten Koalition attackiert hatten, ohne jedoch Todesopfer zu verursachen.

In Syrien sind rund 900 US-Soldaten als Teil einer von Washington angeführten Koalition stationiert, die gegen noch verbliebene Kämpfer der IS-Miliz in dem kriegszerstörten Land vorgehen.

Der IS hatte 2014 inmitten des Bürgerkrieges in Syrien große Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht, diese Gebiete aber nach und nach wieder verloren. Nachdem eine US-geführte Koalition mit Hilfe kurdischer Kämpfer im März 2019 den IS aus den letzten Bastionen in Syrien vertrieben hatte, zogen sich die meisten verbliebenen IS-Kämpfer in die syrische Wüste zurück.

Seit Anfang Februar wurden der Beobachtungsstelle zufolge bereits mindestens 150 Menschen bei der wegen der Präsenz von IS-Kämpfern und zahlreichen Landminen riskanten Suche nach der Delikatesse getötet.

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4 Kommentare

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  • Was hat die USA in Syrien zusuchen,sie klauen das erdöl und sind nicht Eingeladen .



    Sich über die Russen aufregen und selber Besatzer spielen und plündern

  • Der Krieg in Syrien hat doch längst die Dimensionen des 30jährigen Krieges in Mitteleuropa angenommen ... unzählige bewaffnet Gruppen und Milizen, wer hier gegen wen kämpft ist kaum noch überschaubar.



    Der Unterschied ist, dass es dort keine starken vermittelnden Kräfte gibt wie seinerzeit Schweden und Frankreich, die zwar selbst Kriegspartei waren, jedoch in der Lage, den Frieden herbeizuführen. In diesem Krieg fallen die USA und Russland aus, aus bekannten Gründen. Europa starrt momentan nur auf die Ukraine. Und die Menschen in Syrien leiden weiter, bleiben ihrem Schicksal überlassen. Beschämend..

    • @Abdurchdiemitte:

      Das Hauptproblem Assad wird von Ihnen ausgespart...nun ja...

      • @Ulrich Haussmann:

        Assad ist auch nur einer von vielen Mordbrennern ... einige von ihnen wurden an Putins Brust genährt, andere an der der USA. Es gab mal Zeiten, da sahen sich die Supermächte verpflichtet, den globalen Terrorismus zu bekämpfen sowie supranationale Institutionen wie die UN zu unterstützen. Vorbei.



        Ist das jetzt ein Trost für die syrische Zivilbevölkerung oder hilft es irgendwie weiter, wenn ich von meinem Sofa aus den Namen Assad erwähne?