UNO LEGT BERICHT ZUM DIAMANTENHANDEL VON ANGOLAS REBELLEN VOR: Dunkle Machenschaften aufgedeckt
Mit der Veröffentlichung eines detaillierten, kritischen Untersuchungsberichtes zum Bruch der internationalen Sanktionen gegen Angolas Unita-Rebellen haben die Vereinten Nationen einen großen Schritt nach vorn getan. Jahrelang konnten Afrikas Warlords ihre Aktivitäten ungerührt immer weiter ausdehnen im Wissen, dass sich der Rest der Welt dafür nicht interessiert. Abseits des Lichtes der Weltöffentlichkeit sind dabei ganze Imperien der Schmuggelwirtschaft und der informellen Staatenbildung entstanden, vor allem in dem riesigen Kriegsgebiet, das sich im Herzen Afrikas von Angola über Kongo und die Region der Großen Seen bis Somalia und Sudan erstreckt. Ohne die Hilfe des internationalen Finanzsystems wäre das nicht möglich gewesen. Entsprechend gering war die Bereitschaft des Auslands, Licht in das Dunkel der afrikanischen Kriegsmachenschaften zu bringen.
Langsam ändert sich das. Der UN-Bericht zu Angolas Rebellen beleuchtet Aspekte des interkontinentalen Diamanten- und Waffenhandels, die für alle Beteiligten peinlich sein dürften. Dass er nach Ansicht von Experten lückenhaft ist und Gefahr läuft, von den Interessen der etablierten Bergbauindustrie instrumentalisiert zu werden, ändert nichts an dem wesentlichen Fortschritt, den das Nennen von Namen und das Offenlegen von Geschäftsverbindungen darstellt. Wichtig ist nun, dass der unvermeidbare Streit um Wahrheitsgehalt und Folgen des Berichts nicht einfach auf dem Wege des Kompromisses, angereichert mit ebenso spektakulären wie folgenlosen Sofortmaßnahmen, aus der Welt geschafft wird.
Es nützt zum Beispiel nichts, gegen die Partnerländer der angolanischen Rebellen einen Boykott internationaler Gipfeltreffen zu verhängen, wenn die im Bericht monierten finanziellen Beziehungen zwischen Unita-Chef Jonas Savimbi und gewissen Staatschefs gleichzeitig unangetastet bleiben. So etwas führt höchstens dazu, dass alle Beteiligten nach ein paar kosmetischen Änderungen und nach einer angemessenen Schamfrist weitermachen können. Die Arbeit der UNO ist nicht am Ende, sondern am Anfang. DOMINIC JOHNSON
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