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UNERWARTET VIELE MONTENEGRINER SIND „FÜR JUGOSLAWIEN“Wahlsieger Koštunica

Auch wenn Präsident Milo Djukanović in Montenegro weiterhin Siegesstimmung verbreiten will – die Enttäuschung seiner Anhänger ist unübersehbar. Es ist nicht gelungen, mit vorgezogenen Neuwahlen die Volksabstimmung vorwegzunehmen und das Signal in die Welt zu senden, die Bevölkerung wolle sich mehrheitlich von Belgrad lossagen.

Unabhängigkeit wünschen sich vor allem die aktiven, gut ausgebildeten, urbanen Mittelschichten sowie alle, die am Tourismus verdienen wollen. Gleichzeitig gibt es da noch jene konservativen Kräfte, die schon seit der Staatsgründung Jugoslawiens nach dem Ersten Weltkrieg für ein unabhängiges Montenegro gekämpft haben. Doch ist dieses Bündnis zwischen modernen und traditionellen Gruppen in den letzten Jahren nicht viel stärker geworden. Noch immer lehnt eine knappe Mehrheit der serbisch-orthodoxen Montenegriner den Unabhängigkeitskurs ab. Stattdessen sind es vor allem die Minderheiten – muslimische Slawen, Kroaten und Albaner –, die sich eine Trennung von Jugoslawien und damit Serbien wünschen.

Für die relative Konsolidierung des Lagers „Für Jugoslawien“ war der Umsturz in Belgrad sicherlich hilfreich. Der jugoslawische Präsident Koštunica ist für viele Montenegriner eben nicht mit Milošević gleichzusetzen. Koštunica gilt als Demokrat, der gleichzeitig die serbisch-nationalen Gefühle vieler ausdrückt. Im Gegensatz dazu hat die montenigrinische Regierung nicht immer die demokratischen Spielregeln eingehalten – auch dies war für manch schwankenden Wähler abstoßend.

Djukanović steckt in einer Zwickmühle. Koaliert er mit den Liberalen, die kompromisslos für Unabhängigkeit eintreten, muss er eine Volksabstimmung organisieren. Angesichts seines schlechten Wahlergebnisses ist dies sowieso ein riskantes Unternehmen. Sollte sich jedoch eine Mehrheit doch noch für die Unabhängigkeit entscheiden, muss er sich hinterher mit der Sozialistischen Volkspartei einigen. Denn das Ergebnis einer Volksabstimmung muss vom Parlament bestätigt werden – über die dafür nötige Zweidrittelmehrheit verfügt Djukanović aber nicht. ERICH RATHFELDER

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