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UN-Vollversammlung in New YorkAhmadinedschad fühlt sich „bedroht“

Irans Präsident Ahmadinedschad wirft dem Westen in seiner Rede vor der UNO Bedrohung mit Atomwaffen vor. Die Vertreter der USA boykottieren seine Rede.

Irans Präsident Ahmadinedschad gibt sich vor der UN-Vollversammlung ganz selbstbewußt. Bild: dapd

NEW YORK afp | Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat dem Westen die Bedrohung seines Landes mit Atomwaffen vorgeworfen. Die „Einschüchterung“ durch die westlichen Mächte mit Massenvernichtungswaffen sei „vorherrschend“ geworden, sagte Ahmadinedschad am Mittwoch in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung in New York. Ein „klares Beispiel“ dafür seien die Angriffsdrohungen aus Israel im Streit um das iranische Atomprogramm.

Ahmadinedschad bezeichnete die Israelis in seinen länglichen Ausführungen als „unzivilisierte Zionisten“, verzichtete anders als in den Vorjahren aber auf Provokationen zum Holocaust. Die Rede war Ahmadinedschads vorerst letzter Auftritt bei der UN-Vollversammlung, seine Amtszeit als iranischer Präsident endet im kommenden Jahr.

Die USA hatten vor Ahmadinedschads Auftritt angekündigt, die Rede zu boykottieren. Ahmadinedschad nutze die Reise zur UNO lediglich dazu, „paranoide Theorien und abscheuliche Verunglimpfungen zu Israel“ zu verbreiten, teilte die UN-Vertretung der USA mit. Zudem sei es „besonders ungünstig“, dass Ahmadinedschad am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur rede. Auch die israelischen UN-Vertreter blieben der Rede fern.

Ahmadinedschad hatte die Generaldebatte in den vergangenen Jahren immer wieder für Provokationen genutzt und vor allem Israel angegriffen. Die Delegationen der westlichen Staaten quittierten dies, indem sie geschlossen unter Protest den Saal verließen.

Die Beziehungen zwischen den USA und der Regierung in Teheran sind auch wegen des iranischen Atromprogramms äußerst angespannt. US-Präsident Barack Obama hatte den Iran am Dienstag vor der UN-Vollversammlung gewarnt, dass Washington eine nukleare Bewaffung des Landes auf jeden Fall verhindern werde. Teheran weist den Vorwurf zurück, nach Atomwaffen zu streben.

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14 Kommentare

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  • VL
    vergessene Liebe

    Arrrgh !!! All diese `blutige´ Rhetorik ! Es ist ja im Grunde so, dass Iran ökonomisch am Boden liegt und Probleme hat die jeglichen Gedanken an Krieg, von Iran ausgehend- `ad absurdum´ führt !

    Und dann die militant- komische "mickymausHeft" Bilder- Rhetorik des israelischen Herrn Netanjahu.. um einen israelischen `vorbeugenden Erstschlag´ gegen Iran zu popularisieren...?

    Das ist `schlechte komische Oper´ im Namen reiner historischer Angst- Traumata! Oder ?

    Im nächsten Akt könnte es so sein, dass die NATO als

    Art Friedens-`Schutztruppe´ auftritt um das kaputte Iran vor

    der angstgeprägten Militanz Israels zu beschützen !Oder was?

    Wieso ist die Diplomatie so `Rückgradslos´? Es gilt

    Krieg zu verhindern !

  • A
    antizion

    Hier nocheinmal der Ahmadinedjands Antisemitismusbeweis!

     

    http://www.globalresearch.ca/horrifying-graphic-video-of-iranian-leader-savagely-abusing-jews/

    Man lacht sich über solche Propaganda tot!!

  • A
    antizion

    @Tanja Faust

     

    vielleicht war Ahmadinedjads Rede eine Antwort auf die Plakataktion der Zionisten in New York.

     

    Sieh im Link das Photo dir an.

     

    http://www.sueddeutsche.de/politik/protest-gegen-anti-muslimische-plakate-in-new-york-sieh-her-amerika-1.1479691

  • A
    Ant-iPod

    Zwar finde ich die Wortwahl von Ahmadinedschad nicht immer glücklich und in vorherigen Jahren waren schon so manche krude Theorien in seinen Ausführungen... aber im Grunde genommen steht er dort für die Iraner und es ist sehr fragwürdig, den Iranern den gleichen Respekt zu verweigern, den man von ihnen einfordert.

     

    Ausdrücklich:

    Ich bin kein Anhänger des Mullah-Regimes und rechtfertige nicht seine Politik!

    Ob der Iran aber wesentlich undemokratischer ist als Russland oder China... das wäre noch zu beweisen.

    Und vor den Monarchen läuft auch kein Diplomat davon, so lange diese höflich sind.

     

    Ich dachte immer, Demokratie heißt auch zu ertragen, wenn jemand anderer Aufassung ist. Das Verhalten der US-Diplomaten finde ich deswegen kindisch und verlogen.

     

     

    @Bernd Goldammer:

    Mensch... das wir beide mal einer Meinung sind???

    Unglaublich!

  • U
    Ute

    Ach, hat er vor der UNO von seinen persönlichen Gefühlen gesprochen?

    Dann wäre doch mehr von seinem Bedauern zu lesen, nicht noch einmal in der Generalversammlung reden zu dürfen, oder ist er froh sein Amt übergeben zu müssen?

    Das würde ich eher als "persönliche Gefühle" verstehen.

  • B
    bull

    Wo Er Recht hat hat Er Recht.

  • G
    Gonzi

    Wer sich angeschaut hat, wie Ahmadineschad sich Klaus Kleber, besser aber noch Larry King in Rede und Antwort gestellt hat, der wird zu recht vermuten, dass sein Auftritt mehr geboten haben wird, als hier dargestellt.

    Da gab es auch keine "Holocaustleugnung", sondern die Frage, welche Konsequenzen von jenen denn dann zu ziehen seien, die ihn verübt hatten.

    Dies hatte er auch gegenüber Merkel angeführt. Die zog es natürlich vor, nicht darauf einzugehen.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Ich habe die Rede gehört und finde es arrogant und unverschämt, dass höchstbezahlte westliche Undiplomaten ihre Arbeit verweigerten und den Saal verlassen haben. Damit haben sie der Welt doch selber bewiesen, dass ihnen nicht zu trauen ist. Wir brauchen keine steuerbezahlten Faulpelze die sich benehmen wie kaiserliche Beamte.

  • TF
    Tanja Faust

    Meine Hoffnung, dass die taz objektiver als andere über die Rede berichtet, wurde leider enttäuscht. Das Thema seiner Rede wurde noch nicht einmal erwähnt: die Demokratisierung der UNO. Stattdessen wieder mal eine verzerrte Darstellung, um ihn als Antisemiten dastehen zu lassen, der er nicht ist: "Ahmadinedschad bezeichnete die Israelis in seinen länglichen Ausführungen als „unzivilisierte Zionisten“" ist eine Lüge. In Wahrheit hat er von "Drohungen der unzivilisierten Zionisten, zu militärischer Gewalt zu greifen" gesprochen. Diese Drohungen kommen nicht von "den" Israelis, sondern von der israelischen Regierung.

  • HH
    Harald H.

    Mal die ganzen antisemitischen und sonstigen zu verurteilenden Teile seiner Rede außenvorgelassen, auch die Tatsache, dass mein folgender Punkt auch ein Baustein seines Szenarios war.

    Ich war ich doch sehr erstaunt, als ich Teile dieser Rede im Fernsehen sah, dass er davon gesprochen hat, dass der Klimawandel ein wissenschaftlich bestätigter Fakt ist und dass etwas dagegen getan werden muss. Aus den USA hört man sowas außer von Al Gore, Leonardo DiCaprio und einigen weltweit (außer in den USA) anerkannten Wissenschaftlern kaum. Ich hoffe nun nur, dass nicht jeder Klimaschützer als Iran-Sympatisant gelten wird.

  • S
    Senckbley

    "Ahmadinedschad ... verzichtete anders als in den Vorjahren aber auf Provokationen zum Holocaust."

     

    Natürlich verzichtete er auf Provokationen. Das Wasser steht ihm und den anderen Knallschoten im Iran bis zum Hals, bis zur Fertigstellung der Atombombe heißt die Parole Wegducken.

     

    Nach der Rede ging's wahrscheinlich zum Shoppen auf die Madison Avenue. Die 1 Mio. $ Unterbringungskosten für seine 140 Köpfe zählende Equipage machen ihn auch nicht gerade beliebter bei seinem Volk.

  • I
    I.Q

    Hat Ahmadinedschad seine persönlichen Befindlichkeiten in den Vordergrund gestellt, wie der Titel dieser Meldung behauptet?

     

    Ein bemerkenswert uninformativer Bericht über die Rede Ahmadinedschads und was soll man sich denken, dass ihm zum Vorwurf gemacht wird, er spräche ausgerechnet auch noch an einem religiösen Feiertag "Jom Kippur"?

     

    Die Rede aber hatte zwei Kennzeichen.

    Ihre von religiösen Einbettungen betrachtete Weltsicht, über die man unterschiedlicher Auffassung sein kann, aber da ist man aus „Eretz Israel“ ganz andere, weniger mit Rationalität in Verbindung stehende Aussagen gewohnt.

    Zum anderen aber eben auch die fortgesetzte Beherrschung der Völkergemeinschaft, über den Kolonialismus hinaus, durch den Westen, sei es durch dessen Ausrichtung auf den eigenen materiellen Wohlstand in den Fragen der Weltpolitik oder in der Benutzung und Gestaltung der Weltgremien.

     

    Unterstellt wird ihm hingegen eine Gleichsetzung der Israelis mit den Zionisten, warum?

    Völlig unter geht die, den vom Westen verbreiteten Vorurteilen entgegen gesetzte Aussage von Ahmadinedschad, dass Muslime, Buddhisten, Christen und Juden miteinander keine Schwierigkeiten haben.

    Da ist und war keine Generalisierung der Juden als das Schlechte, sondern eine allen Antisemitismusvorwürfen entgegengesetzte Ansicht !

     

    So blieb den vielen Agenturen und Medien des Westens wohl nichts anderes übrig, neben der Unterschlagung der anderen Redner, über die und deren Ansprachen und vor allem Anliegen hätte berichtet werden können,

    sich mit Behauptungen über ehemals von Ahmadinedschad angeblich geleisteten „Ausfällen“ zu ergehen.

     

    Mit anderen Worten, Ahmadinedschad hat sie wieder mal alle geschlagen.

     

    Die Redner vor und nach Ahmadinedschad sprachen andere oder verwandte Themen an, die Lage in Westafrika in der Entwicklung zur Selbständigkeit nah dem Kolonialismus, die schwierigen Lagen in und um Somalia.

    Doch öfters ließen die Redner auch eines Anklingen, den Wunsch nach einen Palästinenserstaat.

  • T
    TheOrbitter

    Ja Entschuldigung, aber ich käme mir als Präsident eines Landes auch bedroht vor, wenn mein erklärter Erzfeind mir offen ankündigt mich präventiv bombardieren zu wollen, weil man sich allerorts weigert mir meine Beteuerungen abzunehmen, die Kernkraft friedlich nutzen zu wollen. Hallo, geht's noch? Bloß weil der Iran muslimisch ist statt ach-so-gut-und-ach-so-christlich sind das ja nun nicht automatisch auch gleich Arschlöcher.

  • A
    Albahar

    "Irans Präsident Ahmadinedschad wirft dem Westen in seiner Rede vor der UNO Bedrohung mit Atomwaffen vor." Stimmt hundertprozentig.