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UN-Organisation geht das Geld ausUnesco bittet um milde Gaben

Wegen der Aufnahme Palästinas haben die USA ihre Beitragszahlungen an die Unesco eingestellt. Die verlegt sich jetzt aufs Spendensammeln.

Fällt weg: Unesco-Unterstützung für freie Medien, etwa in Tunesien Bild: reuters

PARIS taz | Bis Ende des Jahres stellt die Unesco, die UNO-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, die Fortsetzung ihre Programme ein. Das sei die unvermeidliche Konsequenz aus der Aufnahme Palästinas in die Organisation am 31. Oktober, genauer: der folgenden Strafaktionen.

Die Vertreter der USA und Israels nämlich hatten, wie angekündigt, noch am selben Tag mitgeteilt, dass sie bis auf Weiteres die Zahlung ihrer Beiträge einstellen würden.

Der finanzielle Schaden für die Unesco ist enorm, decken doch die US-amerikanischen Beiträge allein rund 22 Prozent des jährlichen Budgets. Die USA erklären, dass ihnen aufgrund von zwei Gesetzen, die es der US-Regierung verbieten, vor einer umfassenden Nahost-Friedensregelung internationale Organisation mit Palästina als Mitgliedzu finanzieren, gar nichts anderes übrig blieb. Jetzt muss die Unesco dringend Überbrückungsmaßnahmen finden.

Die Suspendierung von Aktivitäten bis Ende 2011 soll nicht nur Ausgaben vermeiden, sondern der US-Regierung auch einen ersten Eindruck der Konsequenzen vermitteln. In einem Brief hatte Unesco-Generaldirektorin Irina Bokowa erläutert, dass die Unesco beispielsweise die Unterstützung freier Medien im Irak oder Tunesien und Ägypten oder ein Alphabetisierungsprogramm in Afghanistan streichen müsste.

Sparen beim Holocaust-Gedenken?

Sie erwähnt auch, dass sie bisher als einzige UNO-Organisation Schulprogramme zum Gedenken des Holocausts finanziert. Da klingt an, dass die Auswahl der Programme, die dem Zwang zum drakonischen Sparen zum Opfer fallen sollen, eine Art politische Revanche werden könnten.

Zusätzlichen öffentlichen und moralischen Druck macht Bokowa, indem sie einen Spendenappell lanciert. Sie habe nämlich, nicht zuletzt aus den USA, vielen Zusendungen von Privatpersonen bekommen, denen diese finanzielle Strafaktion für den Beitritt Palästinas peinlich sei und die sich oft auch bereit erklärten, aus der eigenen Tasche zur Behebung des Schadens beizutragen.

Bokowa ließ sich nicht zwei Mal bitten und wartet per Internet auf die milden Gaben: „Mit einem Klick der Unesco spenden“. Da aber für die Periode 2012/2013 insgesamt 143 Millionen US-Dollar fehlen würden, hofft Bokowa vor allem, dass die USA ihren Schritt zurücknehmen – oder noch besser, dass der Nahostkonflikt beigelegt wird.

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16 Kommentare

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  • S
    Stefan

    @end.the.civilisation:

    Zum Thema "dieselbe geistige Haltung"... schonmal was von Nazis gehört?

  • E
    end.the.occupation

    >> Oder sie sprengen, wie in Bamiyan.

     

    Wenn Sie damit die Paralellen zwischen Israel und den Taliban aufzeigen wollten: Einverstanden. Das ist dieselbe geistige Haltung.

  • E
    end.the.hypocrisy

    @end.the.occupation: "Die Judaisierung von islamischen Heiligtümern"

     

    Das ist natürlich absolut verwerflich. Schließlich sind die Muslime die einzigen, welche Heiligtümer anderer Religionen besetzen dürfen. Siehe Tempelberg oder das Grab der Patriarchen. Oder sie sprengen, wie in Bamiyan.

  • MR
    Mathias Ricking

    Wieso berichtet die TAZ nicht von dem Zahlungsstop der UNESCO durch Deutschland, der mit den Stimmen der CDU und FDP am 10.11.2011 beschlossen wurde?

    Ist die TAZ in der Gleichschaltung angekommen?

  • E
    end.the.occupation

    >> Aus RECHTLICHEN Gründen DÜRFEN die USA die Unesco nicht mehr unterstützen

     

    Recht? Kicher. Sie sollten sich als Humorist bewerben.

     

    Die Judaisierung von islamischen Heiligtümern ist im übrigen so real, wie ethnische Säuberung des Negev (Prawer Plan) durch Vertreibung oder die Ost-Jerusalems mithilfe des Bau- und Planungsrechts.

     

    Es trifft nicht nur die genannten islamischen Heiligtümer, sondern z.B. auch islamische Friedhöfe. Besonders zu erwähnen ist einer der ältesten muslimischen Friedhöfe in Westjerusalem - der Mamilla Friedhof - von dem nun ein weiterer großer Teil einem 'Museum der Toleramz' (sic!) weichen soll.

     

    It's all about theft.

  • S
    Stefan

    Nein, es handelt sich nicht um eine Strafaktion der USA ... auch wenn man das in USA-Hasser-Kreisen gerne so sehen würde. Aus RECHTLICHEN Gründen DÜRFEN die USA die Unesco nicht mehr unterstützen, so sie gegem ihre eigenen Statuten verstößt und Nicht-Länder aufnimmt.

    Jetzt darauf hinzuweisen, dass Alphabetisierungskampagnen gestrichen werden müssen ist heuchlerisch! Die Mitgliedsvertreter der Unesco sollten die "Was-passiert-dann-Maschine" aus der Sesamstaraße als Pflichtprogramm bekommen!

    Aber eine antiisraelische Aktivität ist diesen Idioten wichtiger als ihr Auftrag.

    Übrigens kann ein Frieden in Nahost nur durch Verhabdlungen entstehen, nicht durch die Anerkennung eines Landes, das sich den Frieden verweigert und den Staat Israel nicht anerkennen möchte.

  • RD
    Rainer David W. Früh

    @ End OFF.....

    Zitat:"Ein Vorgang, der Israel nicht gefallen kann - das nicht nur das Land, das Wasser und die Freiheit der Palästinenser stiehlt - sondern auch ihre Kultstätten - gestern 'Rachels Grab' bei Bethelehem, heute 'Abrahams Moschee' in Hebron und morgen die 'Al Aqsa Moschee'."

     

    Jetzt weiß ich es, End Off, alias Sudelede: Sie sind im Hauptberuf Komiker! Wo treten Sie denn demnächst auf? Ich möchte Sie mal live und nicht anonym sehen....

  • E
    end.the.occupation

    >> hofft Bokowa vor allem, dass die USA ihren Schritt zurücknehmen - oder noch besser, dass der Nahostkonflikt beigelegt wird.

     

    Beigelegt? Moment. 107 Mitglieder UNESCO entschliessen sich, Palästina in die UNESCO aufzunehmen - bevor es von den israelischen Siedlungen buchstäblich zerrieben wird.

    Ein Vorgang, der Israel nicht gefallen kann - das nicht nur das Land, das Wasser und die Freiheit der Palästinenser stiehlt - sondern auch ihre Kultstätten - gestern 'Rachels Grab' bei Bethelehem, heute 'Abrahams Moschee' in Hebron und morgen die 'Al Aqsa Moschee'.

     

    Da Raub und Diebstahl unvermeidlich die Existenzbasis Israels bilden und seine skrupellosen Vertreter im amerikanischen Kongress die Fäden ziehen - die Obama-Administration schon in Sachen Siedlungsausbau offen erpresst haben - daher konnte es sich natürlich darauf verlassen, dass die USA ihm bei der Bestrafung der unbotmässigen Weltgemeinschaft helfen würden.

     

    Niemand ist so naiv zu glauben, dass sich die US-Führung zur Zeit aus dem Würgegriff der Israel-Lobby befreien kann - oder das die Lobby irgendein Interesse an der Beilegung des Konflikts hätte.

    So naiv ist niemand, auch nicht Frau Bokowa.

  • KS
    Klaus Schweizer

    „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden", heisst es so schön in der Verfassung der UN-Organisation für Erziehung, Bildung und Kultur. 

    Eine Organisation, in der 2009 um ein Haar der bekennende Israelfeind und Antisemit Faruk Hosni Generaldirektor geworden wäre. Eine Organisation, die trotz Aufrufen zum Jihad in palästinensischen Schulbüchern Palästina aufgenommen hat. Eine Organisation, in der despotische islamische Staaten und andere menschenverachtende "Kulturnationen" die Mehrheit bilden. Eine Bankrotterklärung sondergleichen. Nur gut, wenn da die USA und Kanada ihre Beiträge einstellen.

  • I
    ilmtalkelly

    Die Starrsinnigkeit der Ami´s und Israelis ist der einzige Grund des Austritts. Wo wäre die Unesco heute, hätte jedes Mitglied in erpresserischer Weise bei unliebsamen Entscheidungen die Mitgliedschaft aufgekündigt. Demokratieheuchler!

     

    @ Josef Riga

    bei der derzeitigen wirtsch. und polit. Lage der Welt globalen Organisationen wie die der UN wegen "Kassenlage" die Grundlage zu entziehen, beschleunigt das, wovor Sie sich fürchten. Denken Sie bitte ganzheitlich !

  • A
    anke

    Nach den Unesco Regeln dürfte man Palästina gar nicht aufnehmen!Aber bei bestimmten Ländern macht man immer eine Ausnahme sonst könnten sie ja beleidigt sein.

  • N
    Ndege

    @apenmonkey:

     

    Ich nehme nicht an, dass das auf den Tourismus irgendwelche Auswirkungen hätte. Ich würde meine Reisepläne zumindest nicht von sowas abhängig machen.

    Der Weltkulturerbestatus ist vor allem für arme Länder wichtig, die ohne die hieraus resultierenden finanziellen Mittel die entsprechenden Kulturgüter nicht erhalten könnten. Dies ist bei den USA offensichtlich nicht der Fall.

     

    Mal ganz abgesehen davon haben die USA mit ihrem Vorgehen Recht. Zusätzlich zu dieser Unmöglichkeit der Palästina-Aufnahme finanziert und unterstützt die UNESCO unter anderem auch Schulbücher im islamischen Raum, in denen alle nicht-Mulsime als minderwertige Tiere etc. beschrieben werden.

  • K
    Kritiker

    Zunächst mal - selber Schuld!

     

    Wenn man meint sein eigenes Gutmenschensüppchen kochen zu müssen, ist das eben die Konsequenz.

     

    Den USA und Israel kann nur gratuliert werden.

    Deutschland sollte ebenfalls alle Zahlungen einstellen.

     

    Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Gabun angekündigt hat, künftig 1,5 Mio € mehr an die UNESCO zu überweisen. Da sollte auch mal überprüft werden, ob Deutschland Entwicklungshilfe leistet und wenn ja, diese sofort und restlos gestrichen werden.

     

    Wenn ein afrikanisches Land für diese Gutmenschen-Organisation Geld übrig hat, kann es so schlimm nicht sein.

  • UC
    unes co

    Das man mit computer schon seit Rot-Grün unter Trittin-Schröder Bildung für viel günstiger schneller gerechter und besser haben könnte, erkennt halt leider keiner.

    Es gibt doch auch viele Staaten die eh nicht bezahlen. Die könnte man outen oder deren Dr-Arbeiten gezielt analysieren. Oder kostenlose Pisa-Tests fürs Smartphone und Laptop verteilen und da steht immer drin ob das Land die Unesco bezahlt hat.

    Leider sind Piraten, digiges, Gewerkschaften usw. nicht an günstiger gerechter funktionierender verbesserter Bildungsoptimierung interessiert.

    Der Verbraucherschutz hat dasselbe Problem: Die Gelder werden ständig gekürzt. Er könnte per Internet beraten und pro Thema 3-20 Profis haben die per Internet, Wiki usw. zigmal effizienter arbeiten könnten. Per Internet. Das würde Mietkosten eindämmen und die Reichweite erhöhen.

    Dasselbe geht mit Unesco.

    Verwaltung=Boni-Manager und Strombergs. Operative Arbeiter=Leistungserbringer. Wenn braucht man also nicht im Staat oder Unternehmen ? Den Adel auf dem Oberdeck mit Lachsschnittchen oder die Arbeiter die unten rudern ? Na also. Das macht halt keiner weil viele Software leider eher unbrauchbar ist.

    Für gute Software protektioniert einen allerdings keiner. Oder schwimmen die Programmierer von VroniPlag und GuttenPlag in Geld weil ihre Software besser ist und in wenigen Wochen programmiert wurde, als was man sonst so kennt und erst Jahre später zum doppelten Preis gekauft werden muss ?

  • A
    apenmonkey

    Ist es nicht möglich den in der USA befindenen Kulturgütern ihren UNESCO Weltkulturerbestatus zu entziehen? Dies wäre vor allem ein Signal das die USA konkret betreffen würde, bzw. den Tourismus.

  • JR
    Josef Riga

    Warum soll Israel und die USA für die UNESCO weitere Schulden aufnehmen? In Deutschland hoffe ich ja noch auf die SPD das wir auch aus der UNESCO austreten. Für die UNESCO ist Geld da, aber wenn's um Steuererleichterungen geht steht der Schuldenabbau im Vordergrund...