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UN-Artenschutzkonferenz in KolumbienBiodiversitätsgipfel als Volksfest

Während Ver­hand­le­r:in­nen über die Zukunft des Planeten tagen, wird die Veranstaltungsstadt Cali zum Event. Sogar Gullydeckel sind mit COP16-Logo.

Menschen laufen durch die „grüne Zone“ fürs Volk am Boulevard del Río während der COP16 in Cali Foto: Juan David Duque/reuters

Cali taz | „Genieße die Biodiversität des Valle del Cauca! Nimm Mückenspray und halt dich von der Mücke fern, die Dengue hervorruft.“ Von der Plakatwand am Flughafen lacht ein afrokolumbianisches Comic-Männchen mit der Logo-Blume der UN-Artenschutzkonferenz COP16 als Kopfschmuck.

Am Horizont grün und üppig die Berge, auf dem Konferenzgelände in Yumbo tropische Bäume, in denen die Vögel turnten, als wollten sie zeigen, wofür es den ganzen Aufwand brauchte.

Zwei Wochen tagten in den geschlossenen Räumen die Ver­hand­le­r:in­nen über die Zukunft des Planeten. Über ihren Köpfen drehten sich gigantische Ventilatoren, laut Aufschrift „Big Ass Fans“. Fast so schräg wie das Zirkuszelt mit der Aufschrift „Delirio“, an dem man auf dem Weg zur deutschen Delegation vorbeimusste.

Eine Shuttlebus-Fahrt davon entfernt war Cali, das Tor zum Pazifik, zwei Wochen im COP16-Fieber. Sogar die Gullydeckel hat die Stadt teils gegen welche mit dem Blumen-Logo der Konferenz ausgetauscht. Cali hat den Biodiversitätsgipfel zum Volksfest für die Bevölkerung gemacht. Der Boulevard del Río, wo man mit ein bisschen Glück Nutrias, Tukane und Papageien erspähen konnte, war selbst bei Nieselregen voll – vom Opa bis zum Baby.

Verkaufsstände, Riesenobjekte fürs COP16-Selfie, mehrere Bühnen mit Gratiskonzerten kolumbianischer Stars aus der Pazifikregion, kulinarische Spezialitäten wie der Zuckerrohrschnaps der afrokolumbianischen Gemeinschaften – hier wurde die kolumbianische Pazifikregion in all ihrer natürlichen und kulturellen Pracht gefeiert. Dazu Vorträge, Workshops, Fotoausstellungen mit preisgekrönten Naturaufnahmen und einer 360-Grad-Reise zu kolumbianischen Nationalparks; dort war die Schlange besonders lang, denn viele Ko­lum­bia­ne­r:in­nen können nicht zu den Schönheiten ihres Landes reisen.

Cali wird die COP16 so schnell nicht vergessen. Zumal sie ihr jetzt schon ein Denkmal gesetzt hat: Die caleñische Künstlerin Henny Rosero Arévalo hat zu der geliebten Katzenschar eine schlafende COP16-Katze namens Floresmila gesellt.

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2 Kommentare

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  • Ein netter kleiner euphemistischer Bericht am Rande der COP 16 in Cali. Was mir schmerzhaft fehlt ist eine Analyse warum die Konferenz so grandios gescheitert ist und abgebrochen wurde. Ein wesentlicher Aspekt war, welch Wunder, die mangelnde Bereitschaft vieler Industriestaaten genügend Geld bereitzustellen. Unrühmlich hervorgetan haben sich hier im Besonderen die EU, Japan und die Schweiz. Die USA waren ohnehin im Wahlkampf. Das Last-Minute-Konzept der deutschen Delegation war vage, unverbindlich und somit eher peinlich.

  • Schöne kleine Beobachtungen!