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U-Bahn-Linie „U0“Ein Ring, der es in sich hat

Die Verkehrssenatorin greift den BVG-Vorschlag einer U-Bahn-Ringlinie „U0“ wieder auf. Der BUND hält das für eine absurde Idee.

Nicht die „U0“, nur eine ganz normale Bahn der Linie U5 Foto: IMAGO / Christian Spicker

Berlin taz | Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin kritisiert vehement die Idee eines „U-Bahn-Außenrings“, die jetzt wieder von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) aufgegriffen worden ist. Die CDU-Verkehrspolitik habe „endgültig die Bodenhaftung verloren“, sagte BUND-Landesgeschäfstführerin Gabi Jung am Montag. Der Vorschlag einer 53 Kilometer langen U-Bahn-Rings sei „vollkommen unrealistisch“.

Die Idee einer Ringlinie unter dem Arbeitstitel „U0“ war schon vor knapp zwei Jahren vom damaligen BVG-Vorstand in den politischen Raum geworfen worden – zusammen mit weiteren Vorschlägen zur Verlängerung mehrerer Linien, die sich in der Summe auf rund 170 Kilometer addierten. Das wäre sogar mehr als die aktuelle Ausdehnung des U-Bahn-Netzes.

Die Vision eines BVG-Rings, der unter anderem durch Ortsteile wie Marzahn, Karlshorst und Buckow führen würde, stieß seinerzeit vor allem auf Verwunderung, auch angesichts der damals schon knappen Haushaltsmittel. Am vergangenen Donnerstag nun erwähnte die Verkehrssenatorin in der Abgeordnetenhausdebatte einen „Ring zwischen S-Bahn und Landesgrenze“, den sie befürworte.

Auf Nachfrage des Tagesspiegels bestätigte Bondes Sprecherin Petra Nelken, dass die „U0“ gemeint sei. „Die Linie ist eine Vision für das Berlin der Zukunft“, sagte sie zur Begründung.

Mehr als 11 Milliarden Euro?

Für die BUND-Geschäftsführerin setzt Bonde, die ohnehin „die schwerwiegende Krise verleugnet, in der sich das Angebot der BVG derzeit befindet“, damit noch eins drauf. Vergleiche man das Projekt „U0“ mit der ähnlich gelagerten Cityring-Linie M3 der Kopenhagener U-Bahn, komme man hochgerechnet auf Kosten von mehr als 11 Milliarden Euro, so Gabi Jung. „Dafür könnten über 500 Kilometer neue Straßenbahnstrecken gebaut werden – jeder Winkel Berlins wäre mit einem attraktiven und von der Kapazität her angemessenen Schienenverkehrsmittel erschlossen.“

Richtig sei, dass Berlin „mehr attraktive tangentiale Schienenverbindungen“ brauche. Pläne für Straßenbahntangenten von Schöneweide nach Dahlem und von Rosenthal nach Spandau, einen Lückenschluss zur Schaffung einer weiteren Tangente zwischen Mahlsdorf und Hellersdorf sowie die Bahn-Nahverkehrstangente entlang des östlichen Eisenbahn-Außenrings lägen seit Jahrzehnten in der Schublade. Diese „schnell und preiswert zu realisierenden Projekte“ würden von der Verkehrsverwaltung aber ausgebremst.

Die Nahverkehrstangente etwa werde durch die Pläne zum Bau der Tangentialverbindung Ost (TVO) „massiv verteuert und somit wohl unmöglich gemacht“, meint Jung. Während die schon angelaufenen Planungen für die Straßenbahn von Johannisthal in die Gropiusstadt „angeblich aus Haushaltsgründen“ eingefroren worden seien – „unter dem Applaus lokaler CDU- und SPD-Abgeordneter“.

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3 Kommentare

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  • Berlin ist ein Sonderfall, weil Straßenbahn auch 35 Jahre später noch "Ost" ist, und das mag der Wessi im Senat gar nicht.



    Anstatt diese Option, günstig, beliebt, zügig, gut erreichbar, noch viel häufiger zu ziehen, in einer Stadt, die mit ihren breiten Straßen das auch ganz locker hinbekommt. Wegner scheitert gerade auch an Verkehr, schade für die Stadt.

  • Wer keine Ahnung von Verkehr hat, kann auch einfach zurücktreten. Die SPD hat ansonsten auch jederzeit den Machtwechsel in der Hand.



    U-Bahn nur in Sonderfällen, denn sie ist teuer. Wer kaffdraußen nur Platz für Autos oben schaffen will, zu aberwitzig teuren Preisen, hat die letzten Jahrzehnte komplett verschnarcht.

  • Dieser Berliner Senat hat fertig! Und Frau Bonde verliert sich in absurd teuren und unrealistischen Verkehrsutopien, statt sich mit der real existierenden Verkehrs- bzw. ÖPNV-Krise zu befassen.

    Fuß- und Radverkehr werden ganz nebenbei gekonnt ignoriert oder maximal behindert, cdU-Style eben.