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Tui wirbt mit Panzerfahrt zum VatertagMit dem Bollerwagen

Vatertags machen Männer merkwürdige Dinge. Tui bietet beispielsweise Panzerfahrten für "große und kleine Jungs" - inklusive Niederwalzen eines Schrottautos.

Wenn der Vater mit dem Sohne ... Bild: reuters

"Eine Fahrt im Schützenpanzer sowie zwei Nächte im Vier-Sterne-Seehotel Luisenhof ab 224 Euro" - dieses etwas andere Angebot findet sich derzeit im Kurzreisenkatalog "Weltentdecker - Besondere Momente" des Reiseveranstalters Tui.

Der Panzer-Kurztrip sei ideal für einen Ausstieg aus dem stressigen Alltag und als Geschenk für den nahenden Vatertag besonders geeignet, heißt es im Katalog. Bollerwagenfahrt mal anders sozusagen. Und weiter: "Panzer faszinieren alle Jungs - große und kleine gleichermaßen." Allerdings räumt Panzerfahrtenanbieter Axel Heyse ein, dass immerhin rund 40 Prozent seiner Kunden Frauen sind.

Axel Heyse, 49, zu DDR-Zeiten Panzerpilot und -fahrlehrer der NVA, entdeckte 2002 bei einer Fahrt nach Tschechien auf einem an der Autobahn gelegenen Schrottplatz einen russischen Bergungspanzer des Typs T-55 und kaufte das Gefährt.

Beim Rumschrauben am Panzerwrack zusammen mit Bruder Jörg, 45, wuchs die Idee zur "Panzer Fun Fahrschule" heran, für die Axel Heyse sogar seinen Beruf als Kriminalbeamter aufgab. Das Geschäft mit den Panzern läuft. Heute hat die Firma der Gebrüder Heyse zwölf Angestellte. Und auch zu Christi Himmelfahrt erwarten die Militärspaßbetreiber wieder regen Zulauf - von Mann und Frau.

Auf einem achteinhalb Hektar großen Gelände mitten in der brandenburgischen Landschaft im Ort Jännickendorf dürfen über 18-Jährige nach nur kurzer Einführung ans Steuer der ehemaligen Kriegsfahrzeuge und 35 Minuten drauflosfahren. Für eine Abwrackprämie von zusätzlichen 170 Euro kann der zahlende Kampfurlauber dann auch einen Pkw zu Schrott walzen.

Zwar haben die Panzer keine Munition an Bord, der Spaß an der Zerstörung und das Gefühl der kräftemäßigen Überlegenheit sind aber Teil der Übung. Mitmachen kann, wer sich "rüstig genug" fühlt, heißt es auf der Website www.panzerkutscher.de.

Das Verbot von Paintball und Laserdrome, das die große Koalition nun im Zuge der Verschärfung des Waffenrechts plant, ficht Axel Heyse nicht an: "Letztendlich haben wir keine Waffen und simulieren auch nix wie diese Spiele. Das ist reiner Fun, mehr ist das nicht."

Im Gästebuch der Panzer Fun Fahrschule schwärmen die Kunden vom überwältigenden Spaß-Erlebnis, mal mit einem T-55 rumzukurven. "Ich war mal wieder voll in meinem Element", schreibt da etwa einer. Die Fahrt im Panzer als Freizeitvergnügen - wie sonst das Besäufnis am Vatertag. Nüchtern betrachtet, ist das nur schwer erträglich.

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13 Kommentare

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  • A
    Andreas

    das thema hat zwar schon n kleinen bart, aber nichts desto trotz grade jetzt wieder ne prima geschenkidee zu weihnachten, daher wollt ich auch kurz meinen senf dazu geben.

    ich habe selber meinem altem mann (meinem vater) eine Panzerfahrt geschenkt, meine familie inkl. der kleinen (3 und 6 Jahre alt) waren absolut begeistert auch bei der Mitfahrt. Und mein Vater hatte auch einen Heidenspass. Bestellt hatten wir eine Fahrt mit einem BMP bei www.panzerschule.de und es war die mittlerweile 159,- Euro voll wert. Vom Fahrzeug schrotten halte ich persönlich allerdings nicht so viel.

  • HW
    Hans Weber

    Braucht so ein T-55 mehr als ein Carerra auf der Nordschleife?

    Jeder sollte seine Lebensgigawattstunden selbst einteilen können.

  • S
    Stefan

    Ich freu mich schon drauf, wenn man endlich (nur so zum Spass) mal ´n roten Knopf an der Raketenabschussrampe drücken darf...

  • A
    aso

    @ ben:

     

    "...ökologische bilanz..."

     

    ...interessiert hier doch niemanden. Hier gehts um Faszination und Fun.

    Da könnten Sie genauso fragen, warum seit ihrer Erfindung nicht mal endlich die Folter abgeschafft wurde...

    gehört zum Menschsein wohl dazu...

    Und taz ist schließlich kein ökoblatt für spaßbremsen und warmduscher...

  • D
    denninger

    Ach, "ben" der Nahrungsmittelverbrauch und die CO2-Belastung durch Dein Fahrrad fahren sind sicherlich höher als die paar Liter Diesel für den Bergepanzer (SCNR).

    Warum muss sich eigentlich jeder für sein privates (vielleicht auch kindliches) Vergnügen ethisch, politisch und moralisch rechtfertigen?

    Immerhin werden doch Arbeitsplätze geschaffen und die Mühle wird nicht in einem anderen Land zum Planieren von Systemkritikern benutzt.

    Und wenn Vattern oder Mamma am Wochenende ein paar Runden in der Kiesgrube drehen sind sie vielleicht im Strassenverkehr entspannter und dem Radfahrer "ben" wird Vorfahrt gewährt anstatt ein halber Salto über die Kühlerhaube. Wäre doch auch was wert.

  • B
    ben

    also was das mit der tui zu tun hat verstehe ich wirklich nicht. das ist unverblümte werbung. da erwarte ich von der taz besseres, wenigstens sowas wie " in der broschüre eines reiseveranstalters bla..."

    die werbung finde ich viel problematischer als das panzerfahren an sich. und taz-kritik am panzerfahren in brandenburg 2009 sollte wohl eher darin liegen, die ökologische bilanz der geschichte zu erörtern: was verbraucht denn so ein t55 pro betriebsstunde? vermutlich mehr öl als ich zum schmieren meines fahrrades in hundert jahren brauche...

  • WT
    warum tui?

    Tauscht das u gegen ein a und das i mit einem z...und nennt das ganze: "taz wirbt einfach so für Panzerfahrt"

  • H
    Heinz

    Ach was... einfach auf freiwilliger Basis eine schriftliche Selbsterklärung vor dem Panzerfahr-Vergnügen abgeben und sich rein prophylaktisch von allen Gewaltphantasien mit einem kräftigen "Nie wieder Krieg" distanzieren und im Chor "We shall overcome" singen... Panzerfahren ist obergeil.

     

    Heinz

    (ehem. Panzergrenadier)

  • MB
    Mr. Burns

    Es ist großartig, ich habe es vergangenen Juni gemacht, Kupplung treten, Abgase, heiße Leitungen über, hinter und unter dir, beklemmende Enge in der Fahrerposition, zumindest bei 1,96 Körpergröße. Diese zwanzig Minuten sind sehr empfehlenswert und zum Glück kann die Mehrzahl der Frauen sehr entspannt damit umgehen.

  • M
    Michael

    also ICH finds klasse !

  • V
    vic

    Schwer erträglich, ja.

    Aber weshalb wundert mich sowas überhaupt nicht?

  • A
    aso

    "...Nüchtern betrachtet, ist das nur schwer erträglich..."

     

    Vor so einer Behauptung empfehle ich eine Probefahrt. Immerhin 40% Frauen...das gibt zu denken...

    Es gibt ja ähnliche Spielereien schon lang, z.B. Bagger-/ oder Kranfahrten in der Kiesgrube.

    Und ein Panzer...hat einfach mehr Dampf unter der Haube als eine schnöde Planierraupe. Und man fühlt sich immerhin omnipotent, ist doch billiger als ein Porsche...

    Das besondere an dieser technischen Spielerei ist: ein Kettenfahrzeug fährt nicht auf der Straße...wie ein Räderfahrzeug. Es hat die Straße immer dabei...die Kette. Grenzen setzen hier nur Steigungswinkel und PS-Zahl.

    Allerdings: bei instabilen Persönlichkeiten könnte immmerhin die Phantasie durchbrennen, und sie stellen sich womöglich vor, er wär bewaffnet und schußbereit. Insofern wäre es doch in der Tat überlegenswert den Paintballverbotsschwachsinn auf diese Panzer zu übertragen.

  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Warum soll das "nur schwer erträglich" sein? Ein Bergepanzer ist nichts anderes als ein Großtraktor!