Türkei im Syrien-Krieg: Zweite Front eröffnet
Die Armee überquert erneut die Grenze nach Syrien. Laut offiziellen Angaben ist der IS fast komplett von der türkisch-syrischen Grenze vertrieben.
Der IS ist nach türkischen Angaben damit nahezu vollständig von der syrisch-türkischen Grenze vertrieben, da gleichzeitig FSA-Milizen von Dscharabulus aus weitere Dörfer zwischen der Stadt und al-Rai vom IS befreit hatten. Die Dschihadisten fliehen unterdessen nach Süden in die Stadt al-Bab, die zu ihrer letzten Bastion in dem Gebiet zwischen dem Euphrat im Osten und Aleppo im Westen geworden ist.
Die von der Türkei und den USA unterstützten FSA-Milizen bestehen aus unterschiedlichen Gruppen, die von säkularen bis zu dschihadistisch-islamistischen Kämpfern reichen. Eine dieser Gruppen ist die sogenannte Sultan-Murad-Brigade, in der sich hauptsächlich syrische Turkmenen zusammengefunden haben.
Auf einem von dieser Gruppe verbreiteten Siegesvideo hat der britische Journalist Anthony Loyd einen Mann namens Hakim Abu Dschamal erkannt, der ihn 2014 im Grenzgebiet gefangen genommen und gefoltert hatte, wie Loyd in einem Beitrag für die Times schrieb. „Ich war doch erstaunt, meinen Folterer wiederzuerkennen, der das Gesicht des jüngsten Verbündeten Amerikas im Kampf gegen den IS repräsentiert“, schrieb Loyd. Das US-Verteidigungsministerium wollte sich dazu nicht äußern.
Anders als erwartet ist es noch nicht zur „Schlacht um Manbidsch“ zwischen FSA und türkischen Truppen auf der einen und Kämpfern der mit den USA verbündeten kurdischen YPG-Einheiten auf der anderen Seite gekommen. In Ankara heißt es aber, die Verbände der YPG hätten sich immer noch nicht nach Osten über den Euphrat zurückgezogen.
In einem Gespräch, das der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit US-Präsident Barak Obama im Vorfeld des G-20-Gipfels in China führte, soll Erdoğan aber darauf bestanden haben, dass die YPG den Euphrat nicht Richtung Westen überqueren dürfe und die USA einsehen müssten, dass die YPG genauso eine „terroristische Organisation“ sei wie die mit ihr verbündete PKK.
Nach Mitteilungen der türkischen Armee sind allein in den vergangenen drei Tagen 20 Soldaten bei Angriffen der PKK im Südosten der Türkei getötet worden. Angriffe und Anschläge gab es in den Provinzen Hakkari, Van und Mardin. In Hakkari und Van griff die türkische Luftwaffe ein und bombardierte angebliche PKK-Stellungen. Dabei sollen rund 100 PKK Kämpfer „außer Gefecht“ gesetzt worden sein. Einen weiteren Zusammenstoß gab es an der syrisch-türkischen Grenze bei Kobani. Kurden griffen türkische Arbeiter an, die dort eine Grenzmauer errichten. Daraufhin schoss die Armee auf Kurden in Kobani und schickte zwei Panzer über die Grenze.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken