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Türkei: Hotel im Naturparadies

■ Hotelprojekt mit bundesdeutscher Billigung bedroht Nistplätze von Meeresschildkröten in der türkischen Dalyan–Bucht / BRD–Auflagen „nichts absolut rechtswirksam“

Stuttgart/Bonn (dpa) - Trotz internationaler Proteste von Naturschützern wird ein von der Bundesregierung mitfinanziertes Hotelprojekt in der türkischen Dalyan–Bucht jetzt weitergebaut. Umweltgutachten hätten ergeben, daß von dem 620–Betten–Hotel „Kaunos–Beach“ keine Bedrohung für die in der Bucht brütenden Meeresschildkröten ausgehe, erklärte ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit auf Anfrage. Nach vorübergehendem Baustopp habe Bonn seine von der Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG) verwaltete Finanzbeteiligung von 10 Millionen Mark jetzt aber an Bedingungen geknüpft, so der Sprecher weiter. Die türkische Seite habe zusagen müssen, die Bucht nicht weiter touristisch zu erschließen und das verbleibende Areal unter strengen Naturschutz zu stellen. Naturschutzverbände, darunter die Aktionsgemeinschaft Artenschutz und Mitglieder der SPD–Bundestagsfraktion befürchten aber, daß sich die Türkei nicht an die Auflagen hält und einen touristischen Großplan von bis zu 3000 Hotelbetten in dem Naturparadies verwirklichen will. „Unsere Auflagen haben keine absolute Rechtswirksamkeit“, räumte auch der Ministeriumssprecher ein. Der Weiterbau geschehe „nicht ohne Bedenken“. Man sie durch die Einwände der Naturschützer „sehr sensibilisiert“ worden. Die Dalyan–Bucht ist einer der letzten bedeutenden Nistplätze für Meeresschildkröten im Mittelmeer und darüber hinaus Lebensraum von Reihern, Kormoranen und Pelikanen. Die Kontrollkommission der Berner Konvention zur Erhaltung europäischer Wildtiere und -Pflanzen, der die Bundesrepublik beigetreten ist, verlangte am 11. Dezember von der Türkei völligen Verzicht auf touristische Erschließung der Bucht. Nach Ansicht der Aktionsgemeinschaft Artenschutz verstößt Bonn mit seiner Finanzbeteiligung gegen diese Konvention.

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