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Tschechien

Pauken, Pauken, Pauken: Ohne Selbstdisziplin läuft nichts

„Dieses Mütterchen hat Krallen“, schrieb Franz Kafka über Prag. Auf den ersten Blick ist davon aber nichts zu merken. Die tschechische Metropole gleicht einem Freilichtmuseum, Romantik pur auf der Karlsbrücke, der Burg und am Moldauufer, verwinkelte Gassen, gemütliche Cafés, ausgedehnte Parks und historisches Flair überall, vom Altstädter Ring über den Wenzelsplatz bis zum Nationaltheater. Man muss sich schon in die Plattenbausiedlungen der Südstadt verirren, um festzustellen, dass Prag nicht nur wie ein Märchen, sondern auch hässlich und verfallen aussehen kann.

Studierende aus der nichtslawischen Welt blockiert zunächst die Sprachbarriere. Tschechisch lernt niemand im Vorbeigehen, und bei den zahlreichen Deklinationen den Überblick zu behalten, erfordert viel Geduld und Ausdauer. Gegen Frust muss man sich auf jeden Fall wappnen, wenn man es etwa nach einem halben Jahr immer noch nicht schafft, in korrektem Tschechisch zwei Bier zu bestellen. Dafür ist es umso erhebender, irgendwann halbwegs die Tageszeitung Lidové Noviny zu verstehen oder ein bisschen mit der Pförtnerin im Wohnheim zu plaudern.

Für die Aufnahme an der Universität müssen tschechische Studenten eine Aufnahmeprüfung bestehen – mit einer Klausur und einer mündlichen Prüfung, in der die Kandidaten eine Literaturliste vorlegen, über die sie dann nach Strich und Faden ausgefragt werden.

Die Latte liegt hoch, aber dafür sind tschechische Hochschulen keine Massenanstalten. Wer in Deutschland ein „Allerweltsfach“ studiert und an überfüllte Seminare gewöhnt ist, findet Veranstaltungen mit zehn bis fünfzehn Teilnehmern geradezu paradiesisch.

Die tschechischen Studenten sagen aber nicht umsonst: „Ich gehe zur Schule“, wenn sie die Uni meinen. Das bedeutet erst einmal: pauken, pauken, pauken, wenn zum Beispiel in einer Klausur die gesamte Weltgeschichte vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Französischen Revolution abgefragt werden kann.

Prag hat einen eigenen Rhythmus: Aus unerfindlichen Gründen fängt alles früher an als anderswo. Supermärkte machen um halb sieben Uhr morgens auf, die Arbeit fängt für viele um sieben an, und auch an der Uni ist es ganz normal, um acht – oder manchmal sogar noch davor – anzufangen.

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