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Trump retweetet RechtsextremeBritain first, Trump second

US-Präsident Trump hat drei Retweets auf Twitter rausgehauen – die auch von Rechtsextremen geteilt wurden. Nun hat er Ärger mit der britischen Regierung.

So sad, Donald Trump, so sad … Foto: ap

Washington afp | Die britische Regierung hat US-Präsident Donald Trump ungewöhnlich scharf kritisiert. Die Retweets einer rechtsextremen Gruppierung durch Trump seien „falsch“, hieß es am Mittwoch aus dem Londoner Regierungssitz Downing Street.

Trump hat kommentarlos drei Videos auf Twitter geteilt, die auch von einer britischen rechtsextremen Gruppierung verbreitet wurden. Die Hass-Videos sind bereits seit längerem im Netz. In einem Video wird ein Junge auf Krücken zusammengeschlagen. Ein anderes zeigt, wie eine Gruppe Menschen einen jungen Mann von einem Dach drängt. Im dritten Video zerstört ein bärtiger Mann eine Marienstatue. Den Beschreibungen nach sollen jedes Mal „Muslime“ die Täter sein.

Jayda Fransen, Vize-Chefin der rechtsextremen Gruppierung Britain First, hatte die Videos ebenfalls geteilt. Nach der Weiterverbreitung durch den US-Präsidenten schrieb sie: „GOTT SCHÜTZE SIE, TRUMP! GOTT SCHÜTZE AMERIKA!“

„Britain First versucht Gemeinschaften durch ihre hasserfüllten Narrative zu spalten, die Lügen verbreiten und Spannungen anheizen. Sie erzeugen Angst bei rechtschaffenen Leuten“, sagte ein britischer Regierungssprecher. „Die Briten lehnen die mit Vorurteilen geladene Rhetorik der extremen Rechten ab, die den Werten dieses Landes widersprechen: Anstand, Toleranz und Respekt.“

Der Witwer der von einem Rechtsextremisten ermordeten britischen Abgeordneten Jo Cox reagierte empört auf das Handeln Trumps. „Trump hat die extreme Rechte in seinem Land legitimiert, nun versucht er es in unserem Land zu tun“, erklärte Brendan Cox. „Hass zu verbreiten hat Konsequenzen, und der Präsident sollte sich schämen.“

In den USA empörten sich Abgeordnete der Demokraten. Es sei „schockierend und schrecklich“, solch eine Islamophobie bei einem Präsidenten zu sehen, erklärte Don Beyer.

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3 Kommentare

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  • Don't shoot the messenger if you don't like the message.

     

    Ich frage mich auch, ob Merkel als Regierungschef einen Deut besser ist, als Trump?

  • Außerhalb der deutschen Borniertheit, muss man sich zweierlei bewusst sein:

    a) In anderen Ländern zählt das Zitat selbst noch mehr als die zitierte Quelle. Wenn die neue Freiheit, Blöd-Zeitung oder wer auch immer schreibt, dass 2+2=4 ist, so darf man das zitieren. In Deutschland werden rechtsextreme Blätter dagegen als ansteckend angesehen. Wer diese zitiert, gilt als ebenso infiziert und wird ebenso unter Quarantäne gestellt. Das schafft zwar ein nettes "wir"-Gefühl, ist aber undemokratisch und kann leicht in eine Diktatur führen.

    b) Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen. Wenn jemand ein echtes Video zeigt, bei dem ein US-Soldat einen Zivilisten erschießt, ein Weißer einen Schwarzen schlägt oder ein Moslem einen Christen umbringt, so haben diese natürlich eine Propaganda-Wirkung. Solange diese Videos echt sind und den Sachverhalt nicht verfälschen, halte ich es für gefährlich, diese rassistisch zu nennen und deshalb zu unterdrücken. So etwas lässt sich nicht mehr unter der Decke halten und wenn das Video nicht nur öffentlich wird sondern auch klar wird, dass es unterdrückt wurde, hat die AfD wieder einige Wähler_innen mehr. Bei zwei von drei Videos war dies der Fall. Das dritte Video scheint dagegen den echten Sachverhalt zu verfälschen. Dort ist die Kritik an Trump voll berechtigt. Ebenso berechtigt ist die Kritik an Trump wegen seiner fehlenden Teamfähigkeit und seiner kompletten Unfähigkeit zur Diplomatie. Trump ist kein Nachrichtenmagazin, was alles berichten soll, was belegbar ist. Trump sollte eine verantwortungsvolle Politik machen. Andere Präsidenten vor ihm haben unter "verantwortungsvoll" verstanden, dass sie Märchen erzählt haben. Trump scheint keine Rücksicht zu nehmen. Damit könnte er weniger Märchen erzählen. Dafür aber leider gibt es keine Anzeichen.

    • @Velofisch:

      Kontext ist wichtig, und Berichterstattung in der Größenordnung, des tatsächlichen Auftretens.

       

      Wenn jemand jeden Tag wirkliche Videos zeigt, in denen als Muslime bezeichnete Leute Straftaten begehen, aber keine Videos, in denen als Christen bezeichnete Leute Straftaten begehen, dann werden wirkliche Berichte für Propaganda missbraucht.