Trump, die Pipeline und die BayernLB: Das dreckige Geschäft der Pleitebank
Der neue US-Präsident will die umstrittene Dakota Access Pipeline bauen lassen, an der auch die BayernLB beteiligt ist. Nun regt sich Protest.
Die Dakota Access Pipeline soll Erdöl aus dem US-Bundesstaat North Dakota nach Illinois befördern. Laut Bauplan führt sie dabei nur wenige Hundert Meter nördlich des Standing-Rock-Reservats entlang, das von einem Stamm der Sioux bewohnt wird. Die indigenen US-AmerikanerInnen wehrten sich im letzten Jahr zunächst erfolgreich gegen das Bauvorhaben. Sie machten geltend, dass die Pipeline durch für sie heiliges Land führe und zudem die Trinkwasserversorgung der gesamten Region gefährde. Die Obama-Administration stoppte daraufhin im Dezember 2016 das Bauvorhaben.
Doch der neue US-Präsident hält diese Bedenken offensichtlich für unbegründet. In einer seiner ersten Amtshandlungen verfügte Trump, dass die auf Eis gelegten Bauvorhaben für zwei Ölpipelines neu verhandelt werden sollen: die Keystone-XL- und die Dakota Access Pipeline. Trump rief dazu auf, die Anträge für den Bau nochmals einzureichen, und pries gleichzeitig, dass zahlreiche Jobs durch den Bau entstünden.
Finanziert werden soll der Bau von einem Konsortium aus insgesamt 17 Finanzinstituten, darunter der Bayerischen Landesbank. Diese hatte bereits vor dem Baustopp eine Kreditsumme von 120 Millionen US-Dollar für das Vorhaben zugesichert, so die US-amerikanische NGO Food & Water Watch. Insgesamt belaufe sich die Summe der beteiligten Banken auf 2,5 Milliarden US-Dollar.
Durch Trumps Kehrtwende geraten auch wieder die Geldgeber des Projekts in den Fokus der Kritik. Manche haben bereits angekündigt, ihr Engagement zu überdenken. „Wir freuen uns, dass einige der Banken Gespräche mit unserem Stamm geführt haben“, sagte der Vorsitzende des Stamms Standing Rock Sioux, Dave Archambault II. Die Bayerische Landesbank gehöre jedoch nicht dazu: „Leider hat sich die BayernLB bisher einem solchen Dialog verweigert.“
Auch die Umweltorganisation urgewald, die die Petitionsübergabe initiierte, kritisiert das Geldinstitut: „Die BayernLB ist viel zu passiv“, sagte Sprecherin Regine Richter. „Banken wie die holländische ING und die norwegische DNB äußern wenigstens öffentliche Kritik am Verhalten des Pipelinekonsortiums oder verkaufen Anteile beteiligter Unternehmen. Wenn die BayernLB nicht zum Gehilfen Trumps werden will, muss sie sich klarer öffentlich positionieren.“
Druck aus der Politik
Druck kommt auch vonseiten der Politik. „Eine Landesbank, die erst vor Kurzem mit Milliarden Steuergeldern gerettet wurde, darf keine umweltschädliche Erdölpipeline auf Kosten der amerikanischen Ureinwohner mitfinanzieren“, sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter der Nachrichtenagentur dpa. Ebenfalls kritisch äußerte sich Frank Schwabe (SPD). „Können indigene Landrechte und Schutz des Trinkwassers nicht sichergestellt werden, muss sich die BayernLB aus dem Projekt zurückziehen“, so der Bundestagsabgeordnete.
Die BayernLB wollte sich auf Nachfrage der taz nur schriftlich äußern. Man unterstütze „die Überprüfung und Sicherstellung internationaler Umwelt- und Sozialstandards beim Bau der Dakota Access Pipeline“, heißt es in dem Statement. Dabei bezieht sich die Bank auf ein Gutachten, das bei der Anwaltskanzlei Foley Hoag LLP in Auftrag gegeben wurde. Diese solle für das gesamte Konsortium den „Genehmigungsprozess für die Pipeline und dabei insbesondere die Berücksichtigung der Mitspracherechte der Ureinwohner überprüfen.“
Auf das Ergebnis dieser Überprüfung will man in North Dakota nicht warten. Wie der Guardian berichtet, wurden in den letzten Tagen 76 Personen, beim Versuch, ein Protestcamp im Standing-Rock-Reservat zu errichten, festgenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?