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„Trügerischer Wahn“

■ Modellprojekt Stadthaus St. Georg von Stadtentwicklungsbehörde gestoppt

„Geradezu Modellcharakter“wurde dem Projekt Stadthaus in St. Georg noch im vergangenen Mai bescheinigt. Am Steindamm zwischen Drogen- und Prostituiertenszene sollte aus dem städtischen Armutsbekämpfungsprogrammein Stadthaus für die „Normalos unter den Bürgerinnen und Bürgern“finanziert werden. Mindestens 200.000 städtische Mark sind in fast vier Jahren Planung für Architekten-Entwürfe und Unternehmensberatung bereits angefallen.

Jetzt steht das einst hochgelobte Projekt vor dem Aus: Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) teilte Projektentwicklern und Initiativen mit, er sei zu dem Ergebnis gekommen, „daß die erforderlichen hohen öffentlichen Mittel nicht den erhofften Effekt bewirken werden“. Die Verknüpfung von stadtteilbezogenen und privaten Projekten erfülle zudem nicht den Anspruch an ein quartiersnahes Stadthaus.

1,2 Millionen Mark sollte die Stadt für die Grundherrichtung des Hauses berappen – als Hilfe zur Selbsthilfe für ein Projekt, das sich anschließend selbst tragen sollte. Eine Elternschule, Stadtteilbücherei, Turnhalle, Veranstaltungsraum, Geschichtswerkstatt und Stadtteilbüro wollten einziehen. Finanziert werden sollten diese gemeinnützigen Einrichtungen über gewerbliche Projekte von Existenzgründern. Aber: „Es ist schlicht zu teuer“, schlußfolgerte gestern Maiers Sprecherin Ina Klotzhuber. Die Finanzierung müsse von den Initiativen und Projektentwicklern überarbeitet werden.

Für die kommt diese Nachricht „dem Erwachen aus dem trügerischen Wahn“gleich, empört sich Michael Joho, Vorsitzender der Geschichtswerkstatt und Mitglied des Einwohnervereins St. Georg. Es sei „eine ziemliche Verarschung“, plötzlich das Projekt platzen zu lassen. Die Steb sieht das anders: Das Finanzierungskonzept sei erst im Herbst vorgelegt worden – und habe sich als „nicht tragfähig“erwiesen. An der Stadthaus-Idee aber werde festgehalten.

Heike Haarhoff

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