Trudeau als Gast bei den Simpsons: Prioritäten, Herr Premier!
Der kanadische Premier Justin Trudeau tritt bei den Simpsons auf, doch er spricht seine Figur nicht selbst. Das gibt Aufschluss auf sein Zeitmanagement.
Es ist unumstritten die größte popkulturelle Ehre für jede prominente Person: ein Gastauftritt bei der kultigen Zeichentrickserie „Die Simpsons“. Schauspielerin Meryl Streep, Wissenschaftler Stephen Hawking, Musiker Elton John, Rocklegende Keith Richards – sie alle waren schon bei den von Matt Groening erfundenen gelben Figuren in Springfield zu Gast.
Nun reiht sich eine weitere Persönlichkeit von öffentlichem Interesse in die ruhmvolle Liste ein: Kanadas Premierminister Justin Trudeau. Laut Medienberichten wird der Plot der Folge, die Ende April ausgestrahlt werden soll, etwa so gehen: Homer Simpsons Tochter Lisa bekommt bei einer Reise der Familie zu den Niagarafällen Asyl in Kanada.
Mehr ist noch nicht bekannt, außer dass zwischendurch Trudeau zu sehen ist. In zwei Szenen, allerdings könnte eine davon sogar noch herausgeschnitten werden, wissen die Nachrichtenagenturen. Es wird also nur ein recht kurzer Auftritt. So weit, so gut.
Eine Sache ist allerdings weniger gut. Es hat fast schon Tradition, dass die prominenten Gäste ihrem Trickserien-Ich ihre eigene Stimme geben. Zumindest machen das viele. Und zwar selbst dann, wenn sie in der Folge veräppelt werden. Der kanadische Premier jedoch wird sich nicht selbst sprechen. Eine Regierungssprecherin gab bekannt, Trudeau habe die Einladung der Simpsons-Macher*innen, seine Rolle selbst zu sprechen, „höflich abgelehnt“. Stattdessen wird der Journalist Lucas Meyer, der als Trudeau-Imitator bekannt ist, die Figur reden lassen.
Mieses Zeitmanagement
Schade! Nicht nur, weil der sich immer so locker, cool und jung und hip gebende Trudeau damit einige Stufen auf der Locker-und-Cool-und-Jung-und-Hip-Skala hinabsteigt. In der Absage steckt noch ein viel größeres, nun ja, staatstragendes Problem. Ist sie doch ein Anzeichen dafür, dass Justin Trudeau ganz offenbar erhebliche Probleme in seinem Zeitmanagement hat.
Immerhin ging es, wie wir ja bereits wissen, nur um das Sprechen von einer oder von zwei Szenen. Kein so großer Aufwand für einen geübten Rhetoriker. Wie also, wenn nicht mit miesem Zeitmanagement, ist es zu erklären, dass ein Mann, der bloß ein 36-Millionen-Einwohner*innen-Land zu regieren hat, es nicht schafft, die Zeit für diesen popkulturellen Ritterschlag zu finden? Ein Tipp für gutes Management: Prioritäten anders setzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt