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Trouble um G20 in HamburgOpposition bepöbelt Senator

Der Senat will die Versammlungsfreiheit während des Gipfeltreffens garantieren, im Rathaus hagelt es dafür Schuldzuweisungen, sollte die Großdemo entgleisen.

Aktionskonferenz von G20-GegnerInnen Foto: Bodo Marks/dpa

HAMBURG taz | Es war die Stunde der Chaoten im Rathaus: Bei der Bürgerschafts-Debatte um die Gegendemo zum G20-Gipfel am 8. Juli brannten am Mittwoch einigen Abgeordneten die Sicherungen durch. Statt Inhalten setzte es persönliche Angriffe, oft unterhalb der Gürtellinie.

Anlass der Aktuellen Stunde im Parlament war die Idee der Polizei, fast die gesamte Innenstadt zu einer demonstrationsfreien Zone zu erklären. Im Fokus der Kritik von rechts, mal wieder: Justizsenator Till Steffen (Grüne), der am Dienstag in Bezug auf die geplante Großdemo gegen den Gipfel erklärt hatte: „Wir sind uns im Senat einig: Es wird keine Demonstrationsverbotszone geben.“ Damit korrigierte der grüne Senator nach Auffassung der CDU die Linie der Polizei eigenmächtig.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) regierte empört. Joachim Lenders, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter und Hamburgs Chef der Polizeigewerkschaft warf Steffen vor: „Mit dieser Entscheidung, Demonstrationen jedweder Art und Größe in der Hamburger City während des G20-Gipfels zuzulassen, maßregelt der Senat die Polizei und lädt Linksterroristen geradezu ein, die Stadt auseinanderzunehmen“ Lenders schob Steffen die politische Verantwortung zu „wenn der G20-Gipfel so endet, wie der G8-Gipfel 2001 in Genua mit hunderten Verletzten und einem Toten.“ Diese Verbalattacke wurde von SPD-Fraktionchef Andreas Dressel heftig kritisiert. Er warf Lenders vor, mit seinen Gewaltszenarien zur Eskalation beizutragen.

„Herr Lenders redet dieses Szenario herbei, er muss immer wieder draufhauen, statt sich einmal besonnen zu verhalten“, sagte auch die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Antje Möller. Der FDP-Fachsprecher für Inneres, Carl Jarchow mahnte die CDU zur verbalen Abrüstung: „In der Bevölkerung den Eindruck zu erwecken, die Stadt würde in Schutt und Asche gelegt, ist Unsinn.“

Protest gegen G20

Zulauf: Zur Hauptkundgebung gegen den G20-Gipfel am 8. Juli werden rund 100.000 TeilnehmerInnen erwartet.

Auflauf: Die Linke, Mitanmelderin der Demo, fordert die Abschlusskundgebung der Demo auf dem Heiligengeistfeld zuzulassen.

Ablauf: Rot-Grün hat zugesichert, Demonstrationen nicht an den Stadtrand zu verbannen. Allerdings könne aus Sicherheitsgründen auch nicht jede Demoroute genehmigt werden.

Auch CDU-Innenexperte Dennis Gladiator beschuldigte Steffen, mit seinem Verbotszonen-Vorstoß, „der Polizei in den Rücken zu fallen“, sie dabei zu behindern, „die Stadt vor linksextremen Gewalttätern zu schützen“ und somit „ein Sicherheitsrisiko für die Stadt zu sein“. Durch seine „Einladung an gewaltbereite Störer“ sei der Justizsenator nun dafür „verantwortlich“, wenn die Demonstration entgleise.

Rot-Grün teilte in Richtung Lenders, aber auch gegen die Linken aus, denen sie vorwarf, sich von Gewaltaufrufen in Bezug auf die Demo zu halbherzig zu distanzieren. Die Antwort auf die Frage, ob es zwischen Polizei und Innenbehörde auf der einen, sowie Steffen auf der anderen Seite unterschiedliche Auffassungen über die Sicherheitskonzepte beim G20-Gipfel gäbe, beantworteten hingegen weder der Justizsenator noch die Redner der Koalition. Sie hielten stattdessen pauschale Vorträge über die Balance zwischen Versammlungsfreiheit und Sicherheitserfordernissen.

Die Linken forderten den Senat auf, die Abschlusskundgebung auf dem Heiligengeistfeld zuzulassen. Doch die Frage, wo die Abschlusskundgebung der Großdemo, zu der rund 100.000 Menschen erwartet werden, in der Nähe des Gipfels stattfinden könne, wenn nicht auf dem Heiligengeistfeld, blieben die Koalitionäre schuldig. Innensenator Andy Grote und Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD) waren gar nicht erst zur Debatte erschienen – Urlaub und wichtige Termine gingen vor.

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5 Kommentare

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  • „Mit dieser Entscheidung, Demonstrationen jedweder Art und Größe in der Hamburger City während des G20-Gipfels zuzulassen, maßregelt der Senat die Polizei und lädt Linksterroristen geradezu ein, die Stadt auseinanderzunehmen“

     

    Mit der Entscheidung den G20-Gipfel in Hamburg steigen zu lassen, hat sich die Stadt den Ärger selbst ins Haus geholt...

  • Es ist ja schlimm bestellt um die HH Polizei, wenn dort Leute wie Herr Lenders arbeiten. Der Lautsprecher äußert sich auch immer nur gegen vermeintlich Linke. Wie soll da ein neutrales Verhalten der Polizei möglich sein.

    Nie hört man von ihm etwas zu Polizei Vergehen, wie z.B. dem Überfall auf Oliver Neß https://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Neß

    Den bisher unaufgeklärten Überfall auf das Jolly Roger https://www.youtube.com/watch?v=zhQehxgvMDo

     

    Die CDU HH als Großstadtpartei tut sich sicherlich keinen Gefallen mit solch einseitig agierenden Leuten.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    „Einladung an gewaltbereite Störer“

    Der Gladiator im Kampf gegen die Linksgrünversifften. Das ist bester AfD-Jargon, da muss sich niemand fragen wo der "Rechtsruck" herkam (gab es den wirklich oder hat sich nicht nur durch die Neuausrichtung der CDU um Merkel am rechten Rand ein Machtvakuum aufgetan?).

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wenn Sachbeschädigung zum Terroristen qualifiziert, dann kann mensch das Experiment mit der Freiheit wohl vorerst als ad acta gelegt betrachten.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Joachim Lenders, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter und Hamburgs Chef der Polizeigewerkschaft"

    Gewaltenteilung, das war wohl mal. Kein Wunder, wenn sich die Demokratie in den Augen der Rechten zum Ei macht.