Tropensturm erreicht Vietnam: Viele Tote durch Taifun „Yagi“
Der Taifun löst in Vietnam Überschwemmungen und Erdrutsche aus. Am Roten Fluss führt das Hochwasser zum Einsturz einer vielbefahrenen Brücke.
Berlin taz | Ein Motorradfahrer fährt am Montagvormittag gegen 10 Uhr hinter einem LKW auf eine Brücke, zeigt ein aus dem Auto dahinter aufgenommenes Video. Kaum hat das Motorrad die Brücke aus Stahl erreicht, gibt sie plötzlich nach und der LKW fährt und fällt nach unten in die Fluten des Roten Flusses. Der Motorradfahrer und das Auto hinter ihm können gerade noch auf einem stehenbleibenden Teil der Brücke bremsen, wie das in den sozialen Medien kursierende und von der staatlichen Zeitung Vietnam Express verbreitete Video zeigt.
Doch auch vor dem LKW fahrende Fahrzeuge, die in dem Video nicht zu sehen sind und bei denen es sich laut späteren Polizeischätzungen um mindestens zehn LKW und PKW sowie zwei Motorräder handeln soll, stürzen samt Insassen in den reißenden Fluss. Später heißt es, vier Personen seien nach dem Einsturz der vielbefahrenen Phong-Chau-Brücke in der Provinz Phu Tho etwa 75 Kilometer von Vietnams Hauptstadt Hanoi entfernt lebend geborgen worden, 13 weitere würden in den Fluten vermisst.
Die Brücke aus Stahlträgern über den Roten Fluss war schon älter. Mögliche Ursachen des Einsturzes seien Hochwasser und extrem schnelle Strömung gewesen, sagte ein Lokalpolitiker laut dpa der staatlichen Zeitung Quang Doi Nhan Dan. Vize-Umweltminister Nguyen Hoang Hiep erklärte, die Auswirkungen des Tropensturms „Yagi“ seien schrecklich und besonders für die nördlichen Bergprovinzen verheerend.
Das Nationale Zentrum für hydrometeorologische Vorhersagen sprach vom stärksten Sturm in dem südostasiatischen Land seit 30 Jahren. „Yagis“ heftige Niederschläge lösten Überschwemmungen und Erdrutsche aus, der Sturm zerstörte viele Dächer und Gebäude, Reisfelder und Fischfarmen und ließen Bäume und Werbetafeln umkippen.
Bisher 59 Tote in Vietnam
Der als Super-Taifun bezeichnete Sturm „Yagi“ war am Samstag aus den Philippinen über dem Südchinesischen Meer kommend in Vietnam und Südchina eingetroffen und hatte dort rund 15 Stunden gewütet. In den Philippinen hatte es mindestens 20 Tote gegeben, dazu wurden 26 Menschen vermisst. China meldete bisher nur drei Tote und knapp 100 Verletzte.
Am Montag lautete die vorläufige Bilanz in Vietnam, das über einen routinierten Umgang mit Taifunen verfügt und einen recht guten Katastrophenschutz hat: 59 Tote und rund 300 Verletzte.
Besonders betroffen waren die nördlichen Küstenregionen Quang Ninh und Haiphong, wo Strom- und Telefonleitungen zusammenbrachen. Am Sonntag hatte ein Erdrutsch in der nördlichen Gebirgsregion Sa Pa, die auch bei Touristen beliebt ist, sechs Menschen getötet und neun verletzt.
Ungewöhnlich viele Schäden
Mehrere Flughäfen hatten den Betrieb vorübergehend einstellen müssen, darunter auch der in der Hauptstadt Hanoi. In Haiphong stürzte das Gebäude der südkoreanischen Fabrik von LG Electronics ein, in der nahen Halong-Bucht, einem bei Touristen beliebten Unesco-Weltkulturerbe, sanken im Hafen zahlreiche Dschunken. Viele Haushalte blieben auch am Montag noch ohne Strom.
Tropische Wirbelstürme wie Taifune, Hurrikans und Zyklone entstehen über warmem Ozeanwasser. Experten gehen davon aus, dass durch die Erderwärmung im Rahmen des Klimawandels die Stärke und Gefährlichkeit der Wirbelstürme zunehmen wird, weil sie mehr Energie aus der sich erwärmenden Atmosphäre ziehen können.