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Trockengelegt

Umstrittenes Sparkonzept der Bäderbetriebe: Die Schließung von acht Freibädern stößt auf herbe Kritik

Pünktlich zum Frühlingsbeginn vermiest nicht nur das schlechte Wetter die Vorfreude auf die nächste Badesaison: Die Pläne der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), acht Freibäder im Sommer erst gar nicht zu öffnen, stößt bei den Bezirken auf vehementen Widerstand. Besonders Charlottenburg-Wilmersdorf trifft das Sparprogramm hart. In den zwei Freibädern Jungfernheide und Halensee bleiben in diesem Sommer die Becken trocken – und Bezirksbürgermeister Andreas Statzkowski (CDU) ist empört: „Mit ihrer Schließungsabsicht handeln die Bäderbetriebe unverantwortlich und kontraproduktiv.“ Darüber hinaus kritisiert Statzkowski, dass er von den Schließungen erst aus der Presse erfuhr: „Die Bezirke wurden über die Pläne nicht informiert.“ Auch der Bezirk Treptow-Köpenick steht vor einem schwimmsportlichen Desaster: „Wir werden trockengelegt“, kommentiert Sprecher Hans-Rainer Hader die Absicht der BBB, drei Freibäder allein in diesem Bezirk geschlossen zu lassen. „Da bleibt ja kaum mehr was übrig.“

Am Montag hatten die Bäderbetriebe ihr umfangreiches Sparprogramm vorgestellt, das das Badevergnügen erheblich einschränken wird: Ab dem 1. April werden alle Hallenbäder an mindestens einem Tag in der Woche ganz geschlossen. Darüber hinaus werden die Öffnungszeiten von Hallen- und Freibädern auf 10 bis 19 Uhr verkürzt.

Mit Beginn der Sommersaison beginnt dann das große Zittern: Ab dem 5. Mai sind Badefreunde auf gutes Wetter angewiesen. Dann werden fast alle 48 Hallenbäder geschlossen. Sollte dieser Sommer genauso kalt und nass wie der im letzten Jahr ausfallen, stehen nur noch elf Hallenbäder als Alternative zum Freiluftschwimmen bereit. Ein flexibler Wechsel je nach Wetterlage ist kaum noch möglich.

Zusätzlich öffnen acht Freibäder in diesem Sommer ihre Pforten überhaupt nicht. Neben den Bädern in Charlottenburg-Wilmersdorf und Treptow-Köpenick sind das Bad im Humboldthain, das Kinderbad „Platsch“ in Marzahn und das Freibad Tegel von diesem Schicksal betroffen.

Mit dem rigorosem Sparkonzept versuchen die BBB die vorhandenen Löcher in den Kassen zu stopfen. Immerhin müssen sie in diesem Jahr mit 7,5 Millionen Mark weniger auskommen. Deshalb wollen die BBB auf zusätzliche Saisonkräfte in diesem Jahr verzichten.

Das Konzept überzeugt auch die Grünen nicht. „Wer das Angebot nur immer weiter verschlechtert, wird die Einnahmen nicht erhöhen“, sagt die Abgeordnete Jeannette Martins. Es bleibe deshalb die Hoffnung, dass sich an diesen Plänen noch etwas ändert. Ende März tagt der Aufsichtsrat der BBB, der dem Sparprogramm noch zustimmen muss. Dann, so hofft Martins, könnte sich das Sparprogramm nur als Warnschuss an die Politik herausstellen. CORINNA BUDRAS

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