piwik no script img

Triebstoff im Brot

Ein mit speziellen Kräutern angereichertes Backwerk soll den Liebesfrust beheben  ■ Von Mechthild Klein

Frühling und keine Lust auf Liebe? Brot statt Pillen heißt die Devise, mit der solcherart Problemen schon beim Frühstück vorgebeugt werden kann. Zwei bis drei Scheiben pro Tag genügen, und Klagen aus dem Schlafzimmer gehören bald der Vergangenheit an.

Tatsächlich hat Hans-Jürgen Dülsen aus dem nördlich von Hamburg gelegenen Hammoor ein Brot kreiert, dessen Kräuter den Liebesfrust bekämpfen sollen. Der geschäftstüchtige Bäcker- und Konditormeister hat damit offenbar einen Nerv getroffen. Drängende Bestellungen: „Schicken Sie mir sofort drei solcher Brote“oder Briefe, adressiert „an die Liebesbrotbäckerei“, erreichen ihn.

Heilpflanzen-Fan Dülsen beschäftigt sich schon seit Jahren mit Kräutern und ist dafür bis nach China gereist. Vor ein paar Monaten kam ihm dann die Idee, Brot „mit ein paar gesunden und schmackhaften Kräutern zu kombinieren“. Aus deren Zusammensetzung macht der 53jährige kein Geheimnis: Brennessel- und Heidelbeerblätter, Kümmel und Quendel sollen Durchblutung und Verdauung fördern. Die aphrodisierende Wirkung spricht Dülsen aber vor allem der Ringelblume in seinem 4,95 Mark teuren Vollkornbrot zu. Sie wirke blutreinigend, „steigert die Blutzufuhr und macht die Adern frei“. Früher schon hätten Frauen ihren allzu schlaffen Männern daraus Tee gekocht.

Von der animierenden Wirkung auf die Triebe steht nichts auf der Verpackung des Einpfünders. Auch den Namen „Liebeslustbrot“fand Dülsen am Anfang noch „etwas gewagt“. Inzwischen fragt er seine Kunden ungeniert, ob das Brot denn angeschlagen habe.

Auch die Hammoorer Einwohner flachsen über das berühmteste Produkt des schleswig-holsteinischen Örtchens. Rentner Harry Vautz zum Beispiel outet sich als eingefleischter Liebesbrot-Anhänger. „Mit der Libido habe ich keine Probleme“, sagt der 66jährige. Ob das ohne Brot genauso klappt? Dafür „müßte ich es mal absetzen“. Die Geburtenrate jedenfalls hat in Hammoor bisher nicht sichtbar zugenommen. Dafür sei das Brot wohl noch nicht lange genug auf dem Markt, erklärt sich das Dülsen.

Derzeit plant der lustfreundliche Bäcker, sein Sortiment um ein Backwerk zu bereichern, das „vitale und belebende Wirkung“haben soll. Die genauen Inhaltsstoffe dieses „Jungbrunnen-Brotes“will Hans-Jürgen Dülsen diesmal nicht preisgeben. Nur soviel: „Die Schamanen der südamerikanischen Indianerstämme haben die Mischung genommen, um den Körper zu verjüngen.“Die Kräuter bezieht der Bäcker jedoch nicht von einem südamerikanischen, sondern von einem Hamburger Medizinmann – einer alteingesessenen Kräuterhandlung in St. Georg.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen