piwik no script img

Trickserei um Giftmülldeponie

■ Der hessische Umweltminister will in Umgehung eines Gutachtens Giftmülldeponie in Betrieb nehmen

Aus Mainhausen Michael Blum

Der hessische Umweltminister Weimar will die umstrittene Giftmülldeponie Mainhausen bereits im nächsten Jahr in Betrieb nehmen. Das soll nach Informationen der taz durch eine Vorschrift im Bundesabfallgesetz (§7a AbfG) möglich werden, die bei Erfolgsaussicht eines Planfeststellungsverfahrens dessen sofortigen Vollzug erlaubt. Nachdem der alte Planfeststellungsbeschluß für die Deponie noch vor Jahresfrist vom Verwaltungsgericht Kassel für nichtig und beim Verwaltungsgericht Darmstadt für rechtswidrig erklärt wurde, will sich Weimar jetzt an die Empfehlungen der „Mainhausen–Kommission“ halten. Diese Wissenschaftlergruppe, erstellte noch in der rot– grünen Hessen–Ära vor Jahresfrist ein Gutachten, das eine Giftmülleinlagerung nur dann zuließ, wenn spezielle Schutzvorkehrungen für das Grundwasser vorgenommen würden. Diese Forderungen läßt Weimar derzeit in ein neues Planfeststellungsverfahren einarbeiten, das nach Angaben eines Referatleiters im Umweltministerium bereits im November 1987 vorliegen soll, und so die Möglichkeit für einen Sofortvollzug bietet. Da die Giftmülldeponie nicht im derzeitigen Raumordnungsplan aufgeführt ist, soll ein Abweichungsverfahren eingeleitet werden. Ein solches Verfahren erlaubt es der hessischen Staatskanzlei als oberster Planungsbehörde, die nachfolgenden Behörde anzuweisen. Gegen eine solche Weisung sind keine Rechtsmittel möglich. Das Verwaltungsgericht Darmstadt: Die „Folgenbeseitigungsansprüche“ der Gemeinde und der privaten KlägerInnen gegen Mainhausen, nämlich die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Deponiegeländes, werden verschleppt. Der Rechtsvertreter der Gemeinde, Mathias Möller, wird angesichts dieser Verschleppungstaktik durch das Gericht eventuell Verfassungsbeschwerde einlegen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen