Treibjagd auf Meeressäuger: Protest gegen Delfinjagd in Japan
Im September beginnt wieder die Jagdsaison auf Delfine in „der Bucht“ von Taiji. Es gibt Proteste, an denen sich bekannte Delfinschützer beteiligen.
Die westjapanische Stadt ist der Schauplatz des Dokumentarfilms „Die Bucht“, der 2010 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. „Das jährliche Delfinschlachten wird aufhören, wenn die guten Menschen von Japan dagegen aufstehen“, erklärte O’Barry jetzt mit dem Rücken zur Bucht, die er seit 1976 immer wieder aufgesucht hat. „Wir sind zur Unterstützung hier.“ Der inzwischen 83-Jährige hielt ein Schild „End Dolphin Hunts!“ inmitten von Demonstranten im Delfinkostüm hoch. Ein japanisches Protestschild lautete: „Delfinarien = Gefängnisse“.
Der Film hat die umstrittene Praxis in Japan jedoch bisher nicht stoppen können. Während der Saison zwischen Anfang September und Ende Februar treiben die Fischer die Delfine im Meer zusammen und machen sie nahe der Küste durch Schläge gegen Metallstangen unter Wasser orientierungslos. Dann werden die Säuger in zwei Buchten sortiert – der Großteil wird getötet, sodass sich das Meer dort blutrot färbt –, die übrigen werden über Zwischenhändler an Delfinarien in aller Welt verkauft, häufig nach China.
Während der vergangenen Saison töteten die Fischer laut der japanischen Organisation Live Investigation Agency 527 Delfine von fünf verschiedenen Arten und nahmen 37 Tiere für den Weiterverkauf lebend gefangen. Nach einer Kalkulation der Tierschützer bekommen die Fischer für jeden getöteten Delphin umgerechnet rund 300 Euro, während jeder gefangene Meeressäuger ihnen zwischen 6.000 und 10.000 Euro einbringt. Am Ende der Kette zahlen Delfinarien dann zwischen 30.000 und 40.000 Euro für einen einzelnen Delfin aus Taiji.
Deportation war illegal
Die japanische Regierung hatte den weltbekannten Gegner der Delfinjagd in Japan im Januar 2016 bei der Einreise festgenommen, 19 Tage lang inhaftiert und verhört und schließlich abgeschoben.
Doch sein japanischer Anwalt Takashi Takano kämpfte für Wiedergutmachung und ging dafür durch alle Instanzen. Schließlich entschied der oberste Gerichtshof vor drei Jahren, dass sowohl das Einreiseverbot als auch die Deportation illegal waren. „Es ist das erste Mal, dass ein Ausländer sich in Japan erfolgreich vor Gericht gegen seine Abschiebung gewehrt und gewonnen hat“, erklärt Anwalt Takano.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Russlands Nachschub im Ukraine-Krieg
Zu viele Vaterlandshelden