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Treffsichere Fußballerin aus MalawiEine verblüffende Premierensaison

Temwa Chawinga aus Malawi kickt erstmals in der US-Fußballliga und ist die beste Torschützin. Ihre Schwester ist nicht minder auffällig.

Schnell und treffsicher: Temwa Chawinga ist nur schwer aufzuhalten Foto: Nick Tre. Smith/USA TODAY Sports

M it deutscher Brille betrachtet war gewiss das Debüt von Almuth Schult bei den Kansas City Current am Wochenende das besondere Ereignis im US-Fußball. Die 33-jährige ehemalige deutsche Nationaltorhüterin stand beim Tabellendritten erstmals zwischen den Pfosten, bei dem sie Anfang August einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieb. Ihr erster Auswärtsauftritt bei den North Carolina Courage endete indes bitter. In der Nachspielzeit erzielte das Heimteam den entscheidenden Treffer zum 2:1.

Bei Kansas City zieht allerdings gerade eine andere Spielerin die Aufmerksamkeit von allen Fußballfans in den USA auf sich. Auch die Niederlage am Sonntag konnte nichts daran ändern. Denn die 25-jährige Temwa Chawinga aus Malawi führt in ihrer Premierensaison in den USA nicht nur die Torschützinnenliste mit 14 Treffern in 18 Spielen an, mit ihrem zwischenzeitlichen Führungstor am Sonntag stellte sie auch noch einen Ligarekord auf. Sieben Spiele in Folge hatte bislang noch keine Spielerin in der National Women’s Soccer League getroffen.

Schon die Statistiken, die Chawinga vor ihrer Verpflichtung in Kansas aufwies, waren imposant. Im Kalenderjahr 2023 erzielte sie insgesamt 63 Tore. Sie war häufiger erfolgreich als Cristiano Ronaldo (54) wie die heimische Presse in Malawi stolz berichtete.

Für ihren damaligen chinesischen Klub Wuhan Jiangda traf sie 51 Mal, von den restlichen Toren profitierte ihr Nationalteam, in dem auch ihre ältere Schwester Tabitha Chawinga, 28, spielt, die bei Paris St. Germain zuletzt mit 19 Treffern die französische Liga aufmischte. In China und zuvor beim schwedischen Klub Kvarnsvedens IK kickten die beiden Schwestern noch zusammen, ehe sich ihre Wege trennten.

Dass Temwa Chawinga ihre Erfolgsquoten aus China jedoch auch in den USA fortsetzen konnte, überrascht nun viele in der NWSL. Sie bewegt sich geschickt zwischen den Verteidigerinnen und sorgt mit ihrem unglaublichen Tempo immer wieder für Konfusion. Im Juli wurde sie zur Spielerin des Monats gewählt. „Sie hat uns sehr geholfen“, kommentierte ihr Trainer Vlatko Andonovski die Ehrung. „Sie schießt Tore, sie gibt Torvorlagen. Sie hat in den Spielen einen großen Einfluss, auch wenn sie keine Tore schießt.“ Letzteres kommt nun wirklich selten vor.

Fehlende internationale Bühne

An Selbstbewusstsein fehlt es ihr nicht. Nach der Niederlage gegen North Carolina Courage erklärte sie: „Alles, was ich möchte, ist die Meisterschaft zu gewinnen. Die Torschützinnenliste anzuführen, ist für mich keine besondere Sache.“

Immerhin steht sie in dieser Liste nun vor der US-Ausnahmestürmerin Sophia Smith, die mit dem Nationalteam bei den Olympischen Spielen in Paris die Goldmedaille holte und in der Liga bislang auf 11 Treffer kam. Zweitbeste ist mit Barbra Banda (12) aus Sambia ebenfalls eine Spielerin aus Afrika. Banda aber hat bislang auf großer Bühne bei den Olympischen Spielen in Tokio und Paris ihre Treffsicherheit schon reichlich nachweisen können.

Diese Möglichkeit bleibt den Schwestern Temwa und Tabitha Chawinga versagt, weil Malawi bislang die Qualität fehlt, um sich für große Turniere zu qualifzieren. Um international als Ausnahmespielerin Anerkennung zu finden, braucht es die Bühne der Nationalteams.

Doch Temwa Chawinga freut sich erst einmal über die wachsende Aufmerksamkeit, die ihr und anderen afrikanischen Spielerinnen in den USA entgegengebracht wird: „Ich bin so stolz darauf, dass viele afrikanische Spieler in die USA gekommen sind, um hier zu spielen.“ Viele, erklärt sie, hätten vielleicht zuvor nichts von Sambia oder Malawi gehört. Das würde sich nun mit den Fußballerinnen ändern.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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