Treffen im Weißen Haus: Japans Premierminister hat Besuch bei Trump eingeübt
Shigeru Ishiba will den US-Präsidenten gut vorbereitet mit Lob und einfachen Botschaften erfolgreich im Zaum gehalten haben.
![Shigeru Ishiba ließ sich nach eigenen Worten von Trump nicht übertölpeln, sondern wickelte diesen mit Lobeshymnen ein. Shigeru Ishiba ließ sich nach eigenen Worten von Trump nicht übertölpeln, sondern wickelte diesen mit Lobeshymnen ein.](https://taz.de/picture/7519012/14/37622306-1.jpeg)
Verwundert rieben sich Japans Journalisten die Augen, dass der oft tapsig wirkende Ishiba die 110 Minuten im Weißen Haus am vergangenen Freitag so souverän überstanden und ein Lehrstück für den Umgang mit dem unberechenbaren Trump abgeliefert hatte. Doch der Japaner hatte sich intensiv darauf vorbereitet.
So fragte er Akie Abe über Trump aus. Die Witwe des ermordeten Ex-Premiers Shinzo Abe, der es geschafft hatte, ein guter Golf-Kumpel von Trump zu werden, hatte im Dezember mit Trump in Florida gegessen.
Auch holte sich Ishiba Rat von seinem Vorgänger Fumio Kishida, der Trump schon mehrmals zusammen mit Abe erlebt hatte. Vor allem hielt Ishiba zwei Tage lang „Lernsitzungen“ mit Dutzenden Beamten aus dem Außen-, Verteidigungs- und Handelsministerium ab. Man diskutierte, wie sich Japans Leistungen für die USA möglichst leicht verständlich darstellen ließen.
Versprechen und Lobhudelei
„Ich habe gelernt, dass sich die Dinge nur verschlimmern würden, wenn wir viel über schwierige Themen sprechen“, sagte Ishiba laut der Zeitung Asahi. So sind japanische Unternehmen seit fünf Jahren die größten Auslandsinvestoren in den USA.
Daraus machte Ishiba das Versprechen, sie würden ihre US-Investitionen auf 1.000 Milliarden Dollar erhöhen. Außerdem würde Japan mehr Flüssiggas aus den USA kaufen.
Die andere Strategie des 68-jährigen Politikers zielte darauf, Trump Honig um den Bart zu schmieren. Ishiba verblüffte ihn mit der Aussage, sein Slogan „Make America Great Again“ basiere auf einem tiefen Mitgefühl für vergessene Menschen.
Den gemeinsamen christlichen Glauben nutzte der Japaner für den Spruch, dass sich der Präsident nach dem Streifschuss bei dem Attentat auf ihn sicherlich als von Gott auserwählt gefühlt haben müsse. Und als Übersetzer wählte Ishiba extra denselben wie bei den Abe-Trump-Treffen. Damals bezeichnete Trump den Dolmetscher als „Little Prime Minister“.
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz brachte Ishiba Trump dazu, vor Freude zu strahlen, als er sagte: „Im Fernsehen wirkt er furchteinflößend, aber als ich ihn traf, war er tatsächlich sehr aufrichtig und sehr kraftvoll und mit einem starken Willen für die USA.“
„Komplimente sollten Weltfrieden sichern“
Seine Komplimente seien kein Versuch, sich einzuschleimen, sondern sollten den „Weltfrieden“ und die „regionale Stabilität“ sichern, betonte Ishiba mit ernstem Gesicht.
Auf die Frage bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Trump, ob Japan Vergeltungszölle verhängen würde, falls Trump die Einfuhrabgaben erhöht, sagte Ishiba: „Ich kann auf eine theoretische Frage nicht antworten.“ Darauf grinste Trump: „Sehr gute Antwort, wow. Er weiß, was er tut.“
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