: Trauermusik
Das ist ja echt ein Kopf-an-Kopf-Renn'. Ich mein de beiden Toten, die inne letzte Zeit den meisten Wirbel um sich gemacht habn... Was meinst du? Das sind Mutter Teresa und Harald Juhnke? Ach was, bei de fromme Dame ist ja alle ziemlich ruhig über de Bühne gegang', klar, das Volk war sauer, weil der Papst das nicht für nötig gehalten hat, bei seine beste PR-Frau ein paar Worte an ihrn Grabe zu sprechen. Hatte als Vertretung bloß so'n scheppigen Kardenal geschickt. Dafür hat das indische Milletär sich alle Mühe gegeben, daß de Trauerzeremonie ordentlich abgelaufen ist. Und als so an de 100 Theresa-Fans de Polezeikette durchbrochen habn, um sich von den Grabschmuck ein paar Plastikblum' als Suwenier zu sichern, da sind de Bulln mit ihre Schlagstöcke wie de Bescheuerten auffe Trauernde los. Mindestens 100 Schädelbrüche soll das gebracht habn. Wie gesagt, diese Dame hab ich gar nicht gemeint, auch nicht den berühmten Schauspieler, der ja tatsächlich noch leben soll. Obwohl schon seit ne Woche nix mehr inne Jello-Press über ihn drinstand. Nö, ich mein natürlich Uwe Barschel, der grade sein Todesjubeläum feiert, und Lady Di. Von Barschel komm' ja jeden Tag neue Heuler raus: geheime Waffengeschäfte mit den Irak, U-Boot-Lieferung' an Nord-Korea, Giftgas an' Iran, Immobilienschiebereien, Frauenhandel, Spionage. Mitte Zeintolloschietüpen soll er zusammengearbeitet habn, und inne Rotlichtviertel habn sie ihn auch gut gekannt. Und bei de Drogenmaffia. Also, der versorgt de Presse noch gut 10 Jahre lang mit Stoff. Und bei Lädi Di ist das genauso. Jede Woche graben de Illus ne noch intimere Freundin vonne Tote aus, die nu endlich mal echt ehrlich damit rausrückt, was da WIRKLICH abgelaufen ist mitte Prinzessin. Naja, in Grunde hat se ja wirklich viel Gutes getan. Und besonders nach ihrn Tode. Wenn ich da an diesen Puddingfäiß von Elten John denk, der doch iwäntmäßig längst weg war von' Fenster. Aber durch sein Auftritt bei de Trauerfeier hat er de größte CD-Verkloppe aller Zeiten ausgelöst. Sein Konkurrent, der ziemlich kompakte Quetschtenor, Sinjohre Pawarotti, hätte sich ja vor Wut de Eier abgebissen, wenn er das wegen sein' Bauch gekonnt hätte. Denn er hatte vorher vonne Roiäls 1 Million Pfund verlangt, wenn er bei den Gottesdienst de leicht umgearbeitete Opernarie „Ach, wir haben sie verloren, unsre Di ist nun dahin“bringt. Aber die habn bloß vollkuhl mitten Kopp geschüttelt. Da hat er denn de Jurnalisten vorgelabert, daß ihn vor lauter Ergriffenheit de Stimme weggeblieben ist. Nachher hat er sich denn de Platze geärgert, daß er so hoch gepokert hatte, denn allein durch den CD-Verkauf wär er Milliardär geworden. Er hat denn noch versucht, bei Mutter Theresa ihrn Begräbnis sein' Song unterzubring', diesmal ohne Honorar, aber die hatten bereits den Solisten aussen Kastraten-Chor von' Vatikan verpflichtet. Jetzt hat er sich durch seine Agenten schon für de Begräbnisse vonne Herrn von Weizsäcker, Schmidt, Kohl und Herzog vormerken lassen. Natürlich will er ohne Honorar auftreten, mitte CD-Kohle ist er schon zufrieden. Aber ich glaub nicht, daß de CDs und LPs über diese Herrn in das Niwo vonne GOLDENE komm'.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen