Trainerwechsel beim 1. FC Köln: Gaffer am Geißbockheim

Beim 1. FC Köln übernimmt der Sportdirektor den Trainerposten von Frank Schaefer. Angeblich hat Volker Finke sich dagegen gesträubt. Das muss man nicht glauben.

Kölns Noch-Trainer Frank Schaefer. Bild: reuters

KÖLN taz | Es war mal wieder einer dieser Tage, wie sie wohl nur der 1. FC Köln hinbekommt. Morgens erschienen auf den Internetportalen einiger Lokalzeitungen erste Berichte vom überraschenden Rücktritt des Trainers Frank Schaefer. Volker Finke werde das Team bis zum Saisonende übernehmen, wurde vermeldet.

Prompt eilten 1.000 Zuschauer zum Geißbockheim, überall parkten Autos, die Leute drängelten, um ein paar Blicke auf die erste Trainingseinheit jenes Mannes zu erhaschen, der eigentlich nach Köln gekommen war, um diesen fiebrigen Klub als Sportdirektor zu führen. Es regnete in Strömen, 40 Journalisten und 10 Kamerateams verfolgten das Treiben, und alle waren irgendwie fassungslos über den nicht enden wollenden Irrsinn, den dieser Klub produziert.

Eigentlich haben Volker Finke, Frank Schaefer und Geschäftsführer Claus Horstmann den Ruf, recht kompetente und vernünftige Menschen zu sein, doch auch diese Troika bekommt den stark abstiegsgefährdeten FC einfach nicht in den Griff. Nach dem Training wurde die Meute der Berichterstatter zuerst in einen viel zu kleinen Raum und später in einen großen Saal geführt, wo Schaefer dann die Hintergründe seines Rücktritts erläuterte. Er habe die Situation nach dem 1:4 in Wolfsburg vom Ostersonntag "sehr genau analysiert", sagte der 47-Jährige, und sei zu der Erkenntnis gekommen, dass "die Mannschaft unbedingt neue Impulse braucht".

Schaefer: "Die Mannschaft braucht neue Impulse"

Schaefer fühlt sich nicht mehr imstande, die als schwierig geltenden Profis unter Kontrolle zu bringen. Offenbar hat er seine Autorität verloren, und daran ist auch Finke nicht ganz unschuldig. Der Sportdirektor hatte seit seinem Amtsantritt im Februar immer wieder in die Trainingsarbeit eingegriffen, er hatte sich auch in eine Videoanalyse eingemischt - ein Tabubruch. Außerdem hat Finke mit Bemerkungen gegenüber Journalisten eine bizarre Debatte um Schaefers Mitgliedschaft in einer evangelisch-freikirchlichen Gemeinde ausgelöst, all das zusammen hatte dazu beigetragen, dass der bei den Fans überaus beliebte Schaefer schon in der vorigen Woche seinen Rückzug zum Saisonende bekannt gegeben hatte.

Den Klassenerhalt wollte er aber schon noch hinbekommen, jetzt hat er auch den Glauben an das Gelingen dieses Unterfangens verloren. Finke hat die Autorität des Trainers schwer beschädigt, die Spieler haben die Demontage mit katastrophalen Leistungen und zuletzt vier Niederlagen in fünf Spielen vollendet. "Dass die Mannschaft keine Geschlossenheit mehr gezeigt, das hat mich als Trainer sehr getroffen", sagte Schaefer, der irgendwie auch erleichtert wirkte, jetzt den Irrsinn hinter sich lassen zu können.

Harte Beweise für eine aktive Demontage gibt es nicht

Auch die These, Finke habe Schaefer absichtlich demontiert, wurde während der vergangenen Wochen kontrovers diskutiert in Köln, harte Beweise für diese Behauptung gibt es bis heute nicht. "Ich bin wirklich froh, dass Volker die Mannschaft jetzt übernimmt", sagte Schaefer, und Finke versicherte glaubhaft, dass er "tatsächlich alles andere wollte, als auf die Trainerbank zurückzukehren".

Schon am Dienstag hatte Schaefer die Geschäftsführung und den Vorstand nach einer schlaflosen Nacht über seinen Entschluss informiert, Finke habe sich daraufhin gesträubt, das Amt zu übernehmen, und in der internen Abstimmung gegen diese Lösung gestimmt - erzählte Finke. "Aber ich musste mich damit auseinandersetzen, weil alle, mit denen ich diskutiert habe, überzeugt waren, dass das die beste Lösung ist." Am Ende hat er sich überzeugen lassen, weil er im Gegensatz zu externen Trainern "ein klares Bild von den Schwierigkeiten und ein klares Bild von den Möglichkeiten der Mannschaft" habe.

Der Drei-Spiele-Trainer wird nun daran arbeiten, das schlecht harmonierende Team zu einer Einheit zu verwandeln. Er habe zwar "keine Strategie, in eine gespaltene Mannschaft für drei Spiele Kindergeburtstagsharmonie" hineinzubringen, sagte er, aber ein professionelles Miteinander hält Finke für möglich. Und nebenbei muss er noch den Cheftrainer für die kommende Saison suchen. Die Situation birgt ein hohes Risiko für den 63-Jährigen. Denn wenn Finke mit der Mannschaft absteigen sollte, dann wäre richtig viel kaputtgegangen in seinen ersten vier Monaten in Köln.

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