: Trägerlos, aber lebendig
■ Das Haus für Alle versucht in eigener Trägerschaft weiterzuexistieren
„Das Haus für Alle hat nicht dichtgemacht!“ Der Arbeitskreis „Amanda 58“ widerspricht vehement anderslautenden Gerüchten, die das Internationale Stadtteilzentrum im Schanzenviertel schon totsagen. Dabei sah es im Dezember vorigen Jahres für das Haus noch ganz nach Schließung aus. Damals mußte der Trägerverein des Hauses Konkurs anmelden. Die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) warf ihm interne Mißwirtschaft und undemokratische Verhältnisse in der Leitung des Hauses vor. Grund genug für die Behörde, die gesamte Nutzung des Hauses als Stadtteilzentrum zur Disposition zu stellen. Untermietverträge der Gruppen und MusikerInnen, die ihre Büros und Übungsräume im Haus hatten, wurden hinfällig; die jährlichen Fördermittel der BAGS für das Haus für Alle von 585.000 Mark liegen für 1999 auf Eis.
Das Haus für Alle steht nun trägerlos da. Daß damit nicht das gesamte Innenleben starb, ist der schnellen Initiative von HausnutzerInnen und BewohnerInnen des Stadtteils zu verdanken, die sich zum Arbeitskreis Amanda 58 zusammenschlossen. Aus spärlichen Honorarmitteln der BAGS werden derzeit eine Putzkraft, ein Hausmeister und eine Koordinationsstelle bezahlt, die den Grundbetrieb des Hauses ermöglichen. Auf diese Weise können sich politische Gruppen, MusikerInnen und der Internationale Bildungsverein im Haus halten.
Im Zusammenschluß mit dem alternativen Sanierungsträger Plankontor und der AG Stadtteilkultur hat Amanda 58 nun ein Übergangskonzept für den Rest des Jahres 1999 erarbeitet und bei der BAGS eingereicht. „Wir versuchen dafür zu sorgen, daß dieses Haus eine interkulturelle, lebendige Begegnungsstätte wird“, meint Ulrike Herzog vom Arbeitskreis. So ein Charakter vertrage sich nicht mit den zentralen Verwaltungstrukturen eines „sozialen Dienstleisters“ wie der AWO, die ebenfalls daran interessiert ist, Träger des Hauses zu werden. Christiane Tursi
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