Traditionsreederei SeaFrance am Ende: Der Untergang
Alle Rettungsversuche schlugen fehl, die hochverschuldete SeaFrance wird liquidiert. Davon ist auch die berühmte Linie zwischen Calais und Dover betroffen.
PARIS taz | Noch wollen die 880 Beschäftigten nicht an ein definitives Ende glauben. Doch das Pariser Handelsgericht hat Anfang der Woche die Liquidierung der mit 270 Millionen Euro hochverschuldeten Gesellschaft SeaFrance angeordnet – was auch die Einstellung des SeaFrance-Ärmelkanalfährverkehrs zwischen Calais und Dover bedeutet.
Dabei hatten die regionalen Behörden, die Zentralregierung in Paris und selbst Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy höchstpersönlich versprochen, alles zu tun, um das Überleben von SeaFrance zu sichern. Mehrere Varianten standen zur Diskussion: Mit Unterstützung der öffentlichen Hand wollten die Mitarbeiter eine Genossenschaft gründen und den Betrieb in eigener Regie fortsetzen. Und selbst die Betreibergesellschaft des Eurotunnel hatte vorgeschlagen, dass sie als Mehrheitsaktionär die drei Fährschiffe von SeaFrance übernehmen könnte, um sie an die Genossenschaft weiter zu vermieten.
Doch keiner der Vorschläge vermochte die Handelsrichter überzeugen. Sie sehen die Finanzierung nicht gesichert. Beim Angebot der Eurotunnelgesellschaft wird ohnehin vermutet, dass es ihr mehr darum geht, die Ansiedlung eines neuen Konkurrenten zu verhindern.
Als wäre das noch nicht genug, kommt hinzu, dass gegen die lokalen Sprecher der bei der SeaFrance-Belegschaft den Ton angebenden Gewerkschaft wegen Unterschlagung ermittelt wird. Gewerkschaftschef Jean-François Chérèque distanzierte sich von seinen Kollegen.
Die Mitarbeiter von SeaFrance fühlen sich verraten. Verkehrsministerin Nathalie Kosciusko-Morizet sollte Ende vergangener Woche neue Vorschläge unterbreiten. Was sie als Lösung auf den Tisch legte, war jedoch lediglich ein bereits bekanntes Angebot von Konkurrenten, die sich die attraktiven Reste von SeaFrance einverleiben wollen.
SeaFrance gehört der staatlichen Eisenbahngesellschaft SNCF. 300 der 880 Beschäftigten haben Anspruch auf Weiterbeschäftigung. Die ohnehin vom Niedergang der Industrie arg gebeutelte Region wird das aber nicht helfen. Denn die meisten von ihnen werden Calais verlassen.
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