Touristen verschleppt: Farc holt neue Geiseln
Die Guerillagruppe verschleppt sechs Touristen in Kolumbien. Venezuelas Präsident Chávez fordert trotzdem, die Farc von den Terrorlisten zu streichen.
BUENOS AIRES taz Wenige Tage nach der Freilassung von zwei Geiseln hat die linksgerichtete Guerillaorganisation Farc sechs Touristen verschleppt. Wie die kolumbianische Marine bestätigte, hatte die sogenannte 57. Front der Farc die sechs Touristen - ein Universitätsprofessor, eine Biologin, ein Lehrer, ein Ingenieurstudent und zwei örtliche Geschäftsleute - am Wochenende in ihre Gewalt gebracht. Die Gruppe mit insgesamt 19 Personen war mit einem Boot im nordwestlichen Bezirk Choco an der Pazifikküste unterwegs. Das Gebiet gilt als eines der regenreichsten des kolumbianischen Urwaldes und ist Ziel von Ökotouristen.
Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der zwischen Farc und kolumbianischer Regierung vermittelt hatte, will sich für die Freilassung weiterer Geiseln einsetzen. Am Sonntag sagte Chávez in seine Sendung "Aló Presidente", es sei nur politisch möglich, den Bürgerkrieg in Kolumbien zu beenden. Abermals rief er dazu auf, die Guerillaorganisationen Farc und ELN als Armeen anzuerkennen und nicht mehr als Terrorgruppen zu behandeln. Das aber lehnt die kolumbianische Regierung entschieden ab.
Die Farc ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") wird auf 15.000 Kämpfer geschätzt. Die ELN ("Nationales Befreiungsheer") hat 4.500 Angehörige unter Waffen.
In seiner Sendung hatte Chávez mit der freigelassenen Geisel Consuelo González gesprochen. Die ehemalige Parlamentarierin forderte Chávez auf, sich dafür einzusetzen, dass die Farc die Entführungen einstellt. "Versuchen sie ihnen [der Farc] zu verstehen zu geben, dass man sich in einem revolutionären Kampf nicht Handlungen wie Entführungen schuldig machen darf, denn dies verletzt die menschliche Würde und richtet sich gegen jegliche Möglichkeit, in dem Gebiet die Demokratie zu entwickeln", sagte González.
Unterdessen ist Clara Rojas am Sonntag nach Bogotá zurückgekehrt. Dort hatte die 44-jährige Mutter ihren in Geiselhaft geborenen Jungen in einem Kinderheim in Bogotá besucht. Rojas hatte den am 16. April 2004 geborenen Emmanuel seit 2005 nicht mehr gesehen Der Junge sollte ursprünglich ebenfalls freigelassen werden. Ermittlungen der kolumbianischen Justiz hatten jedoch ergeben, dass das Kind nicht mehr in der Gewalt der Farc ist, sondern bereits seit 2005 in dem Heim in der Hauptstadt Bogotá lebt. Clara Rojas war am 10. Januar zusammen mit Consuelo González freigelassen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin