: Totengräber der Begeisterung: Die FIFA-Knacker
Ganz bei Trost können die nicht sein, die alten Herren von der FIFA, dem internationalen Fußballverband. Als ob nicht schon genug verboten wäre bei dieser WM: tanzen, singen, trinken.
Und wenn schon drumherum nicht gefeiert werden darf, sollen die da unten auf dem Rasen schon gar nicht. Sauber, ordentlich - fußballernde Finanzbeamte sind da verlangt. Also müssen die Kicker fein brav ihr Trikot ins Höschen stecken, der Stutzen hat akurat zwei Zentimeter unter der Kniescheibe zu enden - bloß über den Frisuren hängt noch nicht die Schere der FIFA-Paragraphen.
Wird nicht mehr lange dauern, dann werden Burschen wie Kolumbiens Keeper Higuita oder der argentinische Flügelfeger Caniggia beim Qaföhr zwangsvorgeführt. Logisch, daß da auch alle menschlichen Regungen unterbunden werden sollen: Nach einem Tor in die Fankurve laufen? Nix da! Den kongenialen Flan- kengeber mal eben heftig umarmen? Pfui Teufel! Dieses ganze Geschlecke und Geknutsche zwischen den verschwitzten Leibern - den alten Knackern von der FIFA jagt's den kalten Schauer übern Rücken. Fußball und Begeisterung, offenbar soll das nicht mehr zusammengehören!
Die Wächter über die guten Sitten sind im Stadion leicht auszumachen: In Beerdigungsanzügen nehmen sie feierlich auf der Haupttribüne Platz, und draußen vor dem Stadion stecken sie in Uniformen. Von weitem sehen die Prügel aus wie Luftgewehre, aber wer näher kommt sieht schwere Waffen und entschlossene Gesichter, die Dinger auch auf Fans anzulegen.
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