■ Scheibengericht: Tori Amos
Under the pink (east west/Warner)
Den irdischen Freuden wiedergeschenkte Tochter eines Methodistenpredigers und ehemaliges Wunderkind am Klavier. Hält sich selbst für einen „seltsamen Menschen“. Gilt mit nunmehr zweitem Album nach dem Debüt „Little Earthquakes“ (1991) als eine Art amerikanisches Fräuleinwunder, eine „himmlische Hexe“. Oder besser Tori Amos, der Name der Neurose? Lilienweiß gewandete Zerbrechlichkeit, die immer ein bißchen zu augenscheinlich mit dem sterbenden Schwan kokettiert. Dabei sind die Lieder über Gott, Masturbation, Vergewaltigung und falsche Freundinnen („Cornflake Girl“) politically durchaus correct, dem Image neuer Empfindlichkeit gemäß allerdings in verkomplizierende Klavierarrangements eingepackt. Mitunter unproduktiv ermüdend. Viele Leute mögen das, weil sie es irrtümlicherweise für Sensibilität halten. Aber eigentlich klingt es eher nach dekorativem Glasnippes, der in Kürze sowieso springt. Und wer fegt am Ende die ganzen Scherben weg?
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