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■ Wettbewerb SpreeinselTop secret

Beim städtebaulichen Wettbewerb „Spreeinsel“ ist und bleibt alles top secret. Weder darf man nach der ersten Runde erfahren, welche Architekten sich hinter den 52 Siegerentwürfen verbergen, noch kommen Ideen oder gar Planungen an die Öffentlichkeit. Die bauliche Zukunft des umstrittenen Ortes in der Berliner Mitte bleibt geheime Reichssache. Auch Volker Hassemers verschlüsselte Bemerkung, Historisches und Modernes befänden gleichrangig sich unter der anonymen Masse, nutzt da wenig. Im Gegenteil. Sie stiftet nur mehr Verwirrung über die Perspektiven der Wettbewerbsarbeiten und das Mega-Verfahren selbst. Denn was zu ihrer Auswahl führte, erfahren die Architekten nicht. Die 1.106 eingereichten Arbeiten durchraste die Jury in drei Tagen. Nach Adam Riese bleiben da weniger als zwei Minuten Begutachtung pro Entwurf. Und warum in einer „zweiten Stufe“ ein anderes Ergebnis herauskommen sollte als nach einer einstufigen Konkurrenz, bleibt ebenfalls Geheimnis. Die 52 Architekten werden den Teufel tun, das umzuzeichnen, was gerade ausgezeichnet wurde, bestenfalls bessern sie nach. Auch für die zweite Runde bleiben die politischen Vorgaben undurchsichtig, gibt es doch keinen Konsens zum Ort, über dessen Zukunft die Öffentlichkeit schon mal per feudaler Landnahme ins Bild gesetzt wurde. Auf ein Neues werden nun Planer auf ein Feld zwieträchtiger Begehrlichkeiten getrieben – Schloß oder Neubau, Kinkelbude oder Volkshaus heißen die Ansprüche. Die Geschichte des Ortes wird als Ballast vermittelt. So üben sich die Architekten weiter in einem Verfahren, in dem sie nur verlieren können. Und wenn im Mai der Nervenkrieg ein Ende hat, kann die Freude ganz plötzlich in Wehklagen umschlagen, wenn Bonner und Berliner gleichermaßen auf dem Sieger herumtrampeln. Und keiner weiß warum. Rolf Lautenschläger

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