: Toleranz gegenüber Doping
betr.: „Man glaubt ihnen nicht“, Interview mit Giselher Spitzer, taz vom 15. 12. 06
Die Zahl 4.000 ist missverständlich: Etwa 9.000 Aktive werden von der Nada kontrolliert durch nur rund 4.000 Trainingskontrollen. Tatsächlich konzentrieren sich diese überraschenden Kontrollen nur auf Stichproben! Beispielsweise in der Leichtathletik betreffen diese effektiven Kontrollen erstaunlicherweise nicht alle erfassten 617 SportlerInnen: Nur 19 A-Kader werden kontrolliert. Jährlich haben sie mit etwa sechs Kontrollen zu rechnen.
Die Bilanz ist suboptimal, wenn an den Aspekt der Abschreckung gedacht wird. Die Häufigkeit von Kontrollen kann statistisch errechnet werden, ebenso kann durch Vernetzung betrügerischer SportlerInnen festgestellt werden, wann die disziplinspezifische Planzahl von Kontrollen in einer Sportart erreicht ist.
Noch ungünstiger wird die Bilanz unter folgendem Aspekt. Übrigens werden nur 10 Prozent der Kontrollen auf das heute in Ausdauersportarten wichtige Bluthormon EPO untersucht – aus Kostengründen. So kann ein Ausdauersportler beispielsweise auf Anabolika getestet werden, die er oder sie jedoch wegen der dadurch verursachten Gewichtszunahme kaum verwenden würde. Blutdoping ist in diesen 90 Prozent der deutschen Dopingtests gleichsam straffrei, weil nicht detektiert.
Beide Sachverhalte sind nicht hinnehmbar, da sie Doping begünstigen und den deutschen Sport dem Vorwurf der „praktischen Toleranz“ gegenüber Doping aussetzen. GISELHER SPITZER, Berlin