Töpfer schwimmt im Dreck

Bundesumweltminister veranstaltet Show-Schwimmen im verdreckten Rhein hinter AKW Biblis, Hoechst und BASF / Warnungen vom Bundesgesundheitsamt  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Mainz (taz) - Trotz herber Warnungen der Mitarbeiter des Bundesgesundheitsamtes tauchte Bundesumweltminister Töpfer (CDU) gestern in den verdreckten Rhein ab. Der Minister sprang ausgerechnet kurz nach der Mainmündung in den alten Vater Rhein, der - aufgeheizt vom abgeflossenen Kühlwasser des AKW-Biblis - mit immerhin noch genau 19,5 Grad Wassertemperatur den in einem Taucheranzug steckenden Körper des Ministers umspülen durfte. Genau an dieser Stelle enthält das Rheinwasser nach amtlichen Meßwerten 3,2 Milligramm Nitrat, 0,22 Milligramm Phosphor, 97 Mikrogramm Chlorid, 0,2 Mikrogramm Quecksilber, 0,4 Mikrogramm Cadmium und 2 Mikrogramm Chrom pro Liter.

Spielschulden seien schließlich Ehrenschulden, meinte Klaus Töpfer, der das Bad im Rhein der SPD aufgrund einer Wette schuldete, fast entschuldigend, als er - blaß um die Nase gegen 14 Uhr das Polizeiboot bestieg, das ihn zur Eisenbahnbrücke zwischen Gustavsburg (Hessen) und Mainz -Weisenau (Rheinland-Pfalz) brachte. Doch anders als der CDU -Bundestagsbgeordnete Gerster, der als Töpfers Begleitung stolze sechs Stromkilometer nur in der Badehose durchschwamm, kletterte der entkräftete Umweltminister nach nur wenigen hundert Metern wieder ans rettende Ufer. Als Töpfer später im marineblauen Blazer ein Bad in der Menge nehmen wollte, empfing ihn eine Greenpeace-Delegation mit einem Transparent: „Taten statt Baden!“ Töpfer selbst: „Ich warne heute jeden unbedachten Nachahmer.“

Gewarnt wurde Klaus Töpfer schon am Vormittag auch von seiner Ministerkollegin Rita Süssmuth. Die hatte für den Badespaß der „kleinen Jungen“ Töpfer und Gerster kein Verständnis, denn schließlich ist Frau Süssmuth die Gesundheitsministerin. Mit Süssmuth einig waren sich wohl die meisten der ZuschauerInnen: „Die zwei ham doch e‘ Rad ab!“ Kommentar Seite 4