piwik no script img

■ VorgespultTöne aus dem Keller

„Es gilt das gesprochene Wort“ Deutschland-Bilder 1947–1997 auf SFB 3 seit 20.7. bis zum 28.9. jeweils um 19.05 Uhr und 22.30 Uhr

Am besten, man macht die Augen zu und läßt den Sommerwind herein, und dann kann man die Zeit spüren. In dieser Woche die Nachkriegszeit. Man kann sie hören, wenn die Stimme des Dramatikers Fritz von Unruh pathetisch durch die Frankfurter Paulskirche hallt: Wie er vom „Geschmeiß“ spricht, wie er warnt vor jenen, die die Erinnerung an die Greuel schon abbrechen wollen.

Seit Sonntag abend sendet das Berliner Kulturradio SFB 3 aus den Kellern des Archivs. So, wie es eben im Sommerloch gemacht wird, aber doch nicht ganz so. Die SFB-Reihe mit dem programmatischen Titel „Es gilt das gesprochene Wort“ nimmt das Thema der Berliner Festwochen: „Deutschland-Bilder“, auf und sendet über zwölf Wochen zweimal pro Tag Tondokumente aus den Jahren 1947 bis heute. Die Reihe wird sogar das Programm überleben, das sie sendet. Denn SFB 3 wird in diesem Sommer im Rahmen der ORB/SFB-Radioreform zu dem neuen Programm „Radio Kultur“. Dennoch soll der Rückblick nicht wie Abschied aussehen, versichern die zuständigen Redakteure. Sie wollten zeigen, wie Rundfunk Kultur nicht nur sendet, sondern auch produziert.

Diese Woche zum Beispiel: Heute dokumentiert der Sender den ersten Deutschen Schriftstellerkongreß nach dem Krieg (um 22.30 Uhr); am Donnerstag: Gottfried Benns (19.05 Uhr) und Thomas Manns (22.30 Uhr) Reden über Nietzsche von 1950 und 1947; am Freitag (um 19.05 Uhr) ein Feature über den Frühling 1945 in Schwarzenberg; am Sonntag (um 22.30 Uhr) schließlich die Paulskirchenrede Fritz von Unruhs.

Auf die Nachkriegszeit folgt – schön chronologisch – in der kommenden Woche „Im kalten Krieg“, dann „Die gespaltene Welt und das Atom“, und so kommt man Archivschicht für Archivschicht, Jahrzehnt für Jahrzehnt in den „Neudeutschen Zuständen“ an. Dort endet die Reihe mit der Dokumentation der Matinee aus dem Deutschen Theater zum Vereinigungstag. Was nicht enden soll, ist das Motto der Reihe: „Es gilt das gesprochene Wort.“lm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen