Tödliches Coronavirus: Virus überlistet das Immunsystem
Bislang sind weltweit zwölf Krankheitsfälle mit dem neuen Coronavirus bekannt - vielleicht nur die Spitze des Eisbergs? Die WHO mahnt zur Vorsicht.
![](https://taz.de/picture/171450/14/Coronavirus_reuters_19022013.jpg)
GENF/Berlin dpa/taz | Das neue gefährliche Coronavirus kann die Immunabwehr in den Atemwegen des Menschen ähnlich leicht umgehen wie bestimmte Erkältungs- oder Sars-Viren. Zu diesem Schluss kommen internationale Wissenschaftler um ein Team vom Kantonspital im Schweizer St. Gallen nach Laborversuchen.
Die Experten berichten im Online-Journal „mBio®“ der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie (ASM) auch, dass Patienten womöglich mit einer Immuntherapie behandelt werden könnten.
Das Virus war erstmals im vergangenen Juni bei einem Mann aus Saudi-Arabien aufgefallen, der an einer schweren Atemwegsinfektion und Nierenversagen starb. Bislang sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt zwölf Krankheitsfälle bekannt geworden, sechs Menschen starben an der Infektion mit dem Coronavirus.
Der letzte Patient verstarb Anfang dieser Woche in Birmingham, Großbritannien. Fast alle Patienten waren in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens gewesen. Der Erreger gehört zur selben Gruppe wie Sars (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom). Die Ausbreitung der Lungenkrankheit Sars hatte vor zehn Jahren weltweit für Schrecken gesorgt.
Damals waren weltweit etwa 800 Menschen gestorben. Beide Coronaviren sind nach Angaben der Studienautoren um //research.kssg.ch/persons/person/T/Volker_Thiel:Volker Thiel und Ronald Dijkman eng mit Fledermaus-Viren verwandt. Das lege nahe, dass die Erreger von Tieren auf den Menschen übergegangen sein müssen.
„Wir wissen nicht, ob die Fälle, die wir beobachten, die Spitze des Eisbergs sind oder ob viel mehr Menschen infiziert sind, ohne schwere Krankheitssymptome zu zeigen“, wird Thiel nun in einer Mitteilung der Fachgesellschaft ASM zitiert.
Therapieversuche
Patienten mit Viruserkrankungen wie Hepatitis C oder Sars werden mit Interferonen behandelt. Die Ergebnisse seien ermutigend, dass damit auch eine Therapiemöglichkeit bestehe für Patienten mit dem neuen Coronavirus, hieß es. Weitere Studien seien aber noch dringend notwendig.
Erst kürzlich hatte die WHO nach einem neuen Erkrankungsfall zur Wachsamkeit aufgerufen. Der aktuelle Fall sei ein weiteres Indiz, dass eine Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch möglich sein könnte, erklärte die WHO.
Eine solche direkte Ansteckung sei zwar bislang nicht nachgewiesen worden, doch sei Vorsicht geboten.
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