Tödlicher Vorfall in US-Staat Wisconsin: Kein Hinweis auf Terrorismus

Der Mann, der mit einem Auto in die Weihnachtsparade der US-Stadt Waukesha raste und 5 Menschen tötete, war auf Kaution frei. Er hat viele Vorstrafen.

Frauen stehen mit Kerzen in der Hand in einer Reihe der Trauernden

Mahnwache für die Getöteten in der US-Stadt Waukesha am Montagabend Foto: Scott Ash/ap

WAUKESHA/WASHINGTON dpa/ap/taz | Nach dem tödlichen Zwischenfall bei einer Weihnachtsparade im US-Bundesstaat Wisconsin ist weiter unklar, weshalb ein Autofahrer dort mit einem Geländewagen in eine Menschenmenge gerast ist. Der mutmaßliche Täter Darrell B. sei zwar kurz zuvor in eine „häusliche Auseinandersetzung“ verwickelt gewesen, sagte der Polizeichef des Ortes Waukesha, Dan Thompson, am Montag. Genaue Angaben zu dem Vorfall machte Thompson aber nicht.

Der Verdächtige habe allein gehandelt, sagte Thompson. Es gebe keine Hinweise darauf, dass er Teilnehmer des Umzugs gekannt habe. Zum Tatzeitpunkt sei der Mann nicht von der Polizei verfolgt worden.

Gegen ihn liefen bereits vor der Tat zwei Strafverfahren unter anderem wegen Körperverletzung und illegalen Waffenbesitzes. Im ersten Fall wirft eine Frau ihm vor, sie nach einem Streit absichtlich angefahren zu haben.

Der 39-Jährige habe bei der Parade alleine gehandelt und es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, sagte der Polizeichef.

Ein langes Vorstrafenregister und frei auf Kaution

Bei dem Zwischenfall in Waukesha am Sonntag waren mindestens fünf Menschen getötet worden. Mindestens 48 Menschen wurden verletzt. Auch zahlreiche Kinder erlitten nach Behördenangaben Verletzungen, als der rote Geländewagen plötzlich Absperrungen durchbrach und in hohem Tempo über die Hauptstraße mit der Parade jagte. Ein Kinderkrankenhaus im nahen Milwaukee teilte mit, insgesamt 18 Kinder im Alter von 3 bis 16 Jahren seien dort eingeliefert worden.

US-Medien zufolge war der Verdächtige erst wenige Tage vor dem Zwischenfall wegen eines tätlichen Angriffs auf seine Freundin festgenommen worden und kam kurz darauf gegen 1.000 US-Dollar (890 Euro) Kaution frei. Unklar ist noch, warum die Kaution von ursprünglich geforderten 10.000 auf 1.000 Dollar abgesenkt worden war. Die Behörden kündigten dazu eine interne Untersuchung an. Die New York Times berichtete, er sei im Laufe der Jahre mehrfach angeklagt worden, mindestens zweimal in Haft und jahrelang auf Bewährung frei gewesen. Auch die örtliche Zeitung Milwaukee Journal Sentinel berichtete über frühere Anklagen.

Für Aussagen in zahlreichen Posts rechter Accounts, der Schwarze Festgenommene sei Black-Lives-Matter-Aktivist gewesen und die Tat gezielt gegen Weiße gerichtet gewesen, gibt es in den Angaben der Polizei keinerlei Hinweise. Auch für die in sozialen Medien verbreitete These, Darrell B. habe Rache für den Freispruch des 18-jährigen Kyle Rittenhouse nehmen wollen, der im vergangenen Jahr in Kenosha zwei Antirassismus-Aktivisten erschossen hatte und am vergangenen Freitag freigesprochen wurde, gibt es keine Hinweise.

Für die Waukesha Christmas Parade hatten Menschen im Zentrum der Stadt am Sonntagnachmittag beide Seiten der Straße gesäumt. Die alljährliche Veranstaltung im Vorort der Großstadt Milwaukee lockt traditionell Tanzgruppen, High-School-Bands, Politiker und zahlreiche Zuschauer an. Auch viele Familien mit Kindern besuchten die Parade am Sonntag und bestaunten Weihnachtsfiguren, Tänzer und Musiker.

In zahlreichen, zunächst nicht zu verifizierenden Videoclips, die sich in sozialen Medien verbreiteten, waren chaotische und verstörende Szenen zu sehen: Aus diversen Perspektiven wurde in verschiedenen Momentaufnahmen ein Geländewagen gefilmt, der erst an Teilnehmern der Parade vorbeirast, an anderer Stelle diverse Menschen in dem Straßenzug rammt und überfährt und schließlich Straßenabsperrungen durchbricht und davonjagt. Auf den Videoaufnahmen sind schreiende und rennende Menschen zu sehen. In einer Szene rast der Wagen nur knapp an einem auf der Straße tanzenden Kind vorbei.

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