Tödliche Unwetter in Spanien: Verwüstung am Mittelmeer
Extreme Regengüsse erschüttern die ostspanische Küstenregion. Bislang gab es drei Tote. Ist der Klimawandel für die Unwetter verantwortlich?
MADRID taz | Es herrscht Ausnahmezustand an Spaniens Mittelmeerküste und dem anliegenden Binnenland. In den Provinzen Alicante, Albacete und Murcia verwandelten sich binnen weniger Minuten Straßen zu reißenden Flüssen, Freiflächen zu riesigen Seen, an den sonst ausgetrockneten Hängen entstanden Wasserfälle. Flüsse und Bäche treten über die Ufer und überschwemmen ganze Ortschaften.
Mancherorts reicht das Wasser bis zu den Balkonen. Autos werden weggespült, Müllcontainer schwimmen in den Fluten. Seit zwei Tagen sind die Schulen geschlossen, Zugverbindungen und Fluglinien in das betroffene Gebiet wurden eingestellt. Die Feuerwehr rettet ganze Familien mit Hubschraubern von den Dächern ihrer Häuser. Der Kastrophenschutz der spanischen Armee ist rund um die Uhr im Einsatz.
Es regnet so stark wie nie zuvor. Mancherorts wurden 90 Liter Niederschläge pro Quadratmeter in nur zwei Stunden registriert, 200 bis 300 Liter in zwei Tagen.
In Ontinyent südlich von Valencia habe es den meisten Regen seit Beginn der Aufzeichnung dort gegeben, gab der dortige Bürgermeister Jorge Rodríguez bekannt. Bis Donnerstagnachmittag seien mehr als 400 Liter pro Quadratmeter gefallen.
Neue Gewitterfronten im Anmarsch
Noch ist kein Ende in Sicht. Für Freitag und Samstag sind neue Gewitterfronten gemeldet. Mittlerweile breiten sich die Unwetter auch südlich Richtung Almería in Andalusien aus.
Bisher sind drei Tote zu beklagen. Am Donnerstag gerieten eine 51-jährige Frau und ihr 61-jähriger Bruder in Caudete in der Provinz Albacete mit ihrem PKW ins Wasser. Das Fahrzeug wurde von den Fluten mitgenommen und überschlug sich. Die beiden ertranken. Am Freitag versuchte ein Fahrer eine Tunnel in der Stadt Almería zu durchqueren. Auch er ertrank im Wasser, dass sich dort angesammelt hatte.
Die starken spätsommerlichen Regenfälle sind an Spaniens Mittelmeerküste als „Gota Fría“ (Kalter Tropfen) Bekannt. Die riesigen Gewitterfronten sind das Ergebnis der hohen Wassertemperatur des Meeres (bis zu 25 Grad), fallender Temperaturen an Land und starker Winde. Die Bergketten unweit der Küste halten die Wolken auf. Sie regnen ab.
Einmal mehr ist Spanien wegen extremer Wetterverhältnisse in den Schlagzeilen. Doch dieses Mal ist die „Gota Fría“ so intensiv wie nie zuvor. „Das ist eine der Folgen des Klimawandels“, ist sich der grüne Abgeordnete und ehemalige spanische Greenpeace-Chef Juantxo Uralde sicher.
Erst Anfang der Woche hat er einen Antrag im spanischen Parlament, in dem er in der Fraktion der linksalternativen Unidas Podemos sitzt, eingebracht. Die Regierung möge den Klima-Notstand erklären. Da Spanien wohl am 10. November erneut wählen muss, die amtierende Regierung hat derzeit keine Mehrheit, wurde der Antrag bisher nicht umgesetzt.
Leser*innenkommentare
Traverso
Erst einmal ist ein Unwetter ein Einzelereignis und noch kein Klima.
Klimaveränderungen lassen sich erst durch langjährige Statistiken vieler dieser Einzelereignisse feststellen.
Eindeutiges Ergebnis aller seriösen Klimaforscher: Die Heftigkeit von Stürmen, Überschwemmungen, Dürren usw. nehmen durchschnittlich und weltweit besorgniseregend zu.
Aber was nutzt die Erkenntnis, wenn Konsument, Wirtschaft und Politik das Problem einer in so kuzer Zeit noch nie dagewesenen katastrophalen Klimaentwicklung verharmlosen und so keine wirksamen Konsequenzen ziehen.
Wahrscheinlich müssen uns Wohlstandsgesättigten erst selber die Hausfetzen um die Ohren fliegen um endlich zu begreifen in welchem Dilemma die Menschheit steckt.
Aber erst mal werden einfach weiter klimakillend Riesenautos gefahren, rumgeflogen, geshopt, Kreuzfahrten gemacht, Tierprodukte in Massen konsumiert usw. Im wahrsten Sinne des Wortes: Nach mir die Sinnflut. Oder ist das jetzt wieder zu moralisch ?
StefTack
@Traverso Das kommt darauf an, wie Sie das mit der *Sinn*flut gemeint haben ;-)