: Tödliche Angriffe mit 477 Drohnen und 60 Raketen
Russland attackiert erneut massiv die Ukraine. Die will nun die Ottawa-Konvention gegen Minen verlassen
Russland hat in der Nacht zum Sonntag erneut mehrere ukrainische Regionen mit einer Angriffswelle überzogen. Nach Polizeiangaben wurden in der zentralukrainischen Region Tscherkassy mindestens sechs Menschen verletzt, darunter ein Kind. In der weit von der Front entfernten westukrainischen Region Iwano-Frankiwsk wurde nach Behördenangaben eine Frau verletzt. Zudem wurde am Sonntagmorgen nach Behördenangaben ein Mann bei einem russischen Drohnenangriff in der nordostukrainischen Region Charkiw getötet. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge griff die russische Armee die Ukraine über Nacht mit insgesamt 477 Drohnen und 60 Raketen an.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe starb ein ukrainischer Pilot in der Nacht im Einsatz. Sein F-16-Kampfflugzeug sei in der Luft beschädigt worden, er habe keine Zeit mehr gehabt, den Schleudersitz zu betätigen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj würdigte den Einsatz des Piloten, dieser habe bis kurz vor seinem Tod daran gearbeitet, russische Geschosse abzufangen.
Auch die Ukraine will nun – nach den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen – aus der Ottawa-Konvention zum Verbot von Antipersonenminen austreten. Das Abkommen sieht ein umfassendes Verbot von Einsatz, Lagerung, Herstellung und Weitergabe aller Arten von Personenminen vor, die als besonders grausame Waffen gelten. Mehr als 160 Länder, darunter Deutschland, haben es unterzeichnet, Russland, die USA und China gehören nicht dazu. Die Ukraine hatte das Übereinkommen 2005 ratifiziert.
Nach Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ist für den Austritt aus dem Vertrag noch die Zustimmung des Parlaments erforderlich. „Dies ist ein Schritt, den die Realität des Krieges seit Langem erfordert. Russland ist nicht Vertragspartei dieses Übereinkommens und setzt massiv Minen gegen unser Militär und unsere Zivilbevölkerung ein“, schrieb dazu Roman Kostenko, Sekretär des Ausschusses für nationale Sicherheit, Verteidigung und Nachrichtendienste des ukrainischen Parlaments, auf seiner Facebook-Seite. „Wir können nicht in einem Umfeld gefangen bleiben, in dem der Feind keine Einschränkungen hat“, fügte er hinzu. Auch der Austritt der Balten ist eine Reaktion auf die wahrgenommene Bedrohung durch Russland. (dpa, afp, taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen