Todesursache von Pablo Neruda: Wurde der Nobelpreisträger vergiftet?
Seit Jahren wird über die Todesursache spekuliert, jetzt sind Forscher einer Antwort ein Stück nähergekommen. Pablo Neruda ist nicht an Krebs gestorben, heißt es.
![Ein Mann spricht in einem vollen Raum Ein Mann spricht in einem vollen Raum](https://taz.de/picture/2341086/14/19394198.jpeg)
Die Gruppe von 16 Experten aus den USA, Frankreich, Kanada, Dänemark, Spanien und Chile schloss aus, dass Neruda an den Folgen seines Krebsleidens gestorben sein könnte, wie der Richter Mario Carroza, der die Untersuchung beauftragt hatte, dem Sender Radio Cooperativa sagte.
„Wir können noch nicht eindeutig sagen, dass Dritte in seinen Tod involviert waren, aber diese Möglichkeit besteht“, sagte der Richter. Forensiker Luna erklärte: „Es ist aber zu 100 Prozent klar, dass die Sterbeurkunde nicht die Realität widerspiegelt.“
Neruda starb am 23. September 1973 in einem Krankenhaus in Santiago de Chile, wenige Tage nach dem Staatsstreich gegen den mit ihm befreundeten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Die Sterbeurkunde gab damals Prostatakrebs als Todesursache an.
Die neue Untersuchung war von der Kommunistischen Partei Chiles beantragt worden. Deren Anwalt Eduardo Contreras sagte, er habe keine Zweifel, dass Neruda auf Befehl der Militärjunta von General Augusto Pinochet getötet wurde.
Leicher exhumiert, um Todesursache zu klären
Die Hypothese wird auch von Nerudas Chauffeur und Assistenten Manuel Araya gestützt, der in seinen letzten Stunden bei dem Schriftsteller war. „Gegen 16 Uhr am Nachmittag haben sie ihm eine Injektion in den Magen verpasst. Sie sagten mir, es sei ein Mittel gegen Schmerzen“, sagte Araya. Stunden später sei Neruda gestorben.
Neruda war von 1945 bis 1948 als Senator der Kommunistischen Partei Mitglied des Parlaments. 1971 wurde der Autor des „Canto General“ (Der große Gesang) mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Um die Todesursache zu klären, war sein Leichnam 2013 exhumiert worden. Zunächst wurden keine Hinweise auf Fremdeinwirkung festgestellt und seine Überreste 2016 erneut im Garten seiner Residenz im Badeort Isla Negra beigesetzt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links