piwik no script img

Todesstrafe in den USAColorado schafft Todesstrafe ab

Als 22. Bundesstaat der USA verabschiedet sich Colorado von der Todesstrafe. Die letzten drei Todeskandidaten werden zu „lebenslänglich“ begnadigt.

Hinrichtungskammer für die Giftspritze in den USA: In Colorado bleibt sie jetzt geschlossen Foto: Sue Ogrocki/ap

Berlin taz | Der US-Bundesstaat Colorado hat die Todesstrafe abgeschafft. Gouverneur Jared S. Polis von den Demokraten unterzeichnete am Montag das entsprechende Gesetz, das im Januar vom Senat und im Februar vom Repräsentantenhaus von Colorado verabschiedet worden war. In beiden Kammern haben die Demokraten eine Mehrheit der Sitze.

Colorado ist damit der 22. US-Bundesstaat, der die Todesstrafe abschafft. Allerdings wurde dort ohnehin seit der landesweiten Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 nur eine einzige Person hingerichtet: Ein wegen Vergewaltigung und Mord verurteilter Mann wurde 1997 per Giftspritze getötet.

Derzeit saßen in Colorados Todestrakt drei Männer ein. Der Gouverneur begnadigte sie per Dekret zu lebenslangen Haftstrafen ohne Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung. Dabei betonte er: „Begnadigungen werden normalerweise ausgesprochen, weil es Hinweise auf grundlegende Veränderungen der Persönlichkeit des Verurteilten gibt.“ Das sei hier nicht der Fall, vielmehr würden diese „schuldigen und verabscheuungswürdigen Individuen“ nur begnadigt, weil der Staat eben die Todesstrafe abschaffe. Zudem erkenne die Entscheidung an, dass „die Todesstrafe in Colorado niemals fair angewendet wurde und angewendet werden kann“.

Scharfe Kritik an der Entscheidung kam unter anderem vom republikanischen Bezirksstaatsanwalt George Brauchler, dessen Behörde die Verurteilung aller drei noch einsitzenden Todeskandidaten erreicht hatte. „Einige wenige in Colorado werden es bejubeln, dass das Leben dieser kaltblütigen Mörder verschont wird“, sagte er in einer Erklärung am Montag. „Für den Rest von Colorado sage ich: Irrt euch nicht. Wir sparen kein Geld. Wir sind nicht sicherer. Wir sind keine besseren Menschen. Die einzigen Leben, die damit gerettet werden, sind die von jenen, die uns Böses angetan haben.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Endlich!

  • Willkommen an der Schwelle zur Zivilisation.

    Wollen Sie ganz eintreten? Dann arbeiten Sie noch an diesem da: "schuldigen und verabscheuungswürdigen Individuen" [1].

    Aber definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

    [1] Dass keine*r auf die Idee kommt, ich wähnte mich schon "drin". Wir arbeiten alle daran.