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Todesstrafe in Saudi-Arabien170 Menschen hingerichtet

2023 hat Saudi-Arabien mehr Menschen hingerichtet als im Vorjahr. Schon 2022 zählte das Königreich zu den drei Staaten mit den meisten Exekutionen.

Baut das Land um, doch die Exekutionen gehen weiter: Kronprinz Mohammed bin Salman Foto: Sam Bloxham/imago

Dubai afp | Saudi-Arabien hat im vergangenen Jahr mindestens 170 Menschen hingerichtet, darunter vier in der Silvesternacht. Dies ergab eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf der Grundlage von Ankündigungen der saudischen Behörden. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 147 Verurteilte in dem Golfstaat hingerichtet, der von Menschenrechtsaktivisten für die häufige Anwendung der Todesstrafe kritisiert wird.

Zu den im Laufe des Jahres 2023 Hingerichteten gehörten 33 Menschen, die terroristischer Straftaten beschuldigt wurden, und zwei Soldaten, die wegen Verrats verurteilt worden waren. Allein im Dezember wurde die Todesstrafe 38 Mal vollstreckt.

Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International richtete Saudi-Arabien im Jahr 2022 mehr Menschen hin als jedes andere Land außer China und Iran. Das Königreich hatte im März 2022 mit der Hinrichtung von 81 Menschen an einem einzigen Tag eine Welle der Verurteilung aus aller Welt ausgelöst.

De-facto-Herrscher Kronprinz Mohammed bin Salman ist bestrebt, den größten Erdölexporteur der Welt in ein Wirtschafts- und Tourismuszentrum zu verwandeln. Aktivisten verweisen darauf, dass die Hinrichtungen das Bild einer offeneren, toleranteren Gesellschaft untergraben, die im Mittelpunkt der Reformagenda „Vision 2030“ steht.

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4 Kommentare

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  • „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“ (Brecht)



    Sie meinen das Saudi-Arabien welches Bundeskanzler Olaf Scholz besucht hat um an LPG Gas zu kommen, oder meinten sie das Saudi-Arabien, bei dem die Grünen mehr Rüstungsgüter freigegeben haben als in den Jahren zuvor?



    Also wenn die Sozis und die Grünen dort Geschäfte machen, dann ist es ganz bestimmt ein Land, welches die Menschenrechte einhält. *ironie*

  • Die Touristen werden dennoch kommen, schlicht weil Land schön ist und Leute überwiegend freundlich und tolerant drauf sind.



    Von einem top Sicherheitsgefühl mal ganz zu schweigen. Das Gute im (nicht wahrnehmbaren) Schlechten sozusagen.

    • @Tom Farmer:

      Tja. Wer Sicherheit statt Freiheit bevorzugt, der wird beides verlieren. Grundsätzlich ist es mir als Tourist erstmal suspekt, wenn ein Land wie sauber geschleckt ist, anstatt Kaugummi auf den Straßen und Graffiti. Das ist das Zeichen, dass etwas verschleiert wird. Dann bleibe ich auch lieber im Samariterviertel.

  • Aber, aber! Wir können uns doch nicht leisten, diesem sympathischen jungen Herrscher mit so einem Zeug wie Menschenrechte oder Fairness zu kommen. Der könnte ja sein Öl verteuern oder -noch schlimmer- uns nicht mehr beliefern. Wie sollen wir denn unsere SUV's betanken???