Timo Hildebrand in der Kritik: Schwankender Torwart
Der Hoffenheimer Torwart Hildebrand hält bei der Niederlage gegen Leverkusen nicht souverän. Der Mann, der einer jungen Mannschaft Halt geben soll, steckt selbst in der Krise.
In dieser Nacht hat Timo Hildebrand viele Gesichter. Einmal kommt er im verdreckten Trikot zur Analyse, dann frisch geduscht. Aber man kann in jedem seiner vielen Gesichter ablesen, dass es kein vergnüglicher Tag für ihn war. Überhaupt: Der Start in Deutschland nach der Rückkehr aus Spanien hätte besser laufen können. Eine Woche vor der Partie gegen seinen ehemaligen Klub VfB Stuttgart steht Hildebrand nicht als glücklicher Sieger da. Der Mann, der der jungen Mannschaft in der ersten sportlichen Krise der Saison Halt geben sollte, steckt selbst im Tief.
Gründe schweigend zu gehen, wie es die meisten anderen taten, gab es zuhauf. Vier Gegentore beim 1:4 gegen Bayer Leverkusen, bei zweien sah er nicht souverän aus, eine Schambeinprellung, die kaum regelmäßiges Training ermöglichte, erste Diskussionen um seine schwankenden Leistungen, die schon früh einsetzen und sich auf seinen Ruf als Klassetorwart aus Stuttgarter Meistertagen gründen. Dazu ungeschickte Äußerungen zum Thema Nationalmannschaft, die bei der sportlichen Führung der DFB-Auswahl wenig Freude auslösten. Hildebrand ist weiter vom Nationalteam entfernt als jemals zuvor und mit ihm geriet die gesamte Struktur des Neulings in Schieflage. Der Weg zurück wird zur ernsten Prüfung.
Hildebrand zuckt mit den Schultern und antwortet, als könne ihn wenig schrecken. "Ich bin einiges gewohnt", sagt er. "Ich habe in Valencia harte Zeiten erlebt und in Stuttgart, als wir fast abgestiegen wären". Die Spur Gereiztheit kann der 29-Jährige so wenig verbergen wie sein Trainer Ralf Rangnick, der die angeknackste Psyche seiner Mannschaft reparieren muss und eine Reaktion erwartet. Am besten eine wie nach dem 2:5 in der Vorrunde in Leverkusen, als 1899 eine Sieges-Serie startete.
Damals war Hildebrand nicht dabei. Heute steht er mitten im Winter-Tiefdruckgebiet. Einmal meint er: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht absteigen." Dann fragte er einen Reporter: "Ich weiß nicht, warum Sie meine Leistung in Stuttgart mit der heute vergleichen, das ist Jahre her und interessiert keinen mehr?" Er meint: Solche Spiele passierten einfach.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!