TikTok-Hype um die Monsterpuppe Labubu: Ugly cuteness als Verkaufsschlager
TikTok jagt ein Plüschtiermonster. Um das neue Statussymbol zu ergattern, tun Fans fast alles.

Stundenlanges Campieren, Gedränge und Geschrei: So beschreiben Tiktoker*innen weltweit die „Labubu Hungergames“. Besonders in den USA, Asien und Großbritannien nehmen Menschen scheinbar alles in Kauf, um ein Plüschtier namens „Labubu“ zu ergattern.
Labubu hat sowohl Ähnlichkeiten mit Furby, dem plappernden Plüschtier aus den 90ern, als auch mit Schnuffel, dem animierten Hasen, der in den nuller Jahren mal einen Klingelton-Hit landete. Im Gegensatz zu Schnuffel setzt Labubu allerdings auf das Schönheitsideal „ugly cute“, also schräge Fratze statt süßes Kindchen-Schema.
Die begehrte Figur stammt aus der Bilderbuchreihe „The Monsters“ des Künstlers Kasing Lung, der Labubu als Elfe mit flauschigem Fell, Hasenohren und einem schelmischen Grinsen beschreibt. Der Zeichentrickcharakter wurde in Kooperation mit dem chinesischen Unternehmen Pop Mart als limitierte Plüschfigur in verschiedenen Farben und Stilen auf den Markt gebracht. Als K-Pop-Star Lisa von der Band Blackpink ihre Labubus im Internet präsentierte, begann der Hype um die Kuschelmonster. Kurz darauf baumelten die kleinen Wesen an den Designer-Handtaschen von Lizzo, Dua Lipa und Rihanna.
Jagd auf das Monster
Labubus kosten pro Stück etwa 40 Euro und kommen in sogenannten Blind Boxes, bei denen der Inhalt bis zum Auspacken geheim bleibt. Das Überraschungsmoment ist Teil des Reizes und sorgt für unzählige Unboxing-Videos und Livestreams auf Tiktok. Dort öffnen stolze Besitzer*innen ihre Kartons vor laufender Kamera und teilen ihre Reaktion mit der Community.
Wer bei dem Trend mitmachen will, muss sich vorbereiten: Online-Drops minutiös verfolgen, stundenlang draußen warten, Handgreiflichkeiten aushalten. Der Run auf limitierte Editionen und Sammlerstücke hat laut Tiktok sogar einen Schwarzmarkt entstehen lassen, inklusive Zwischenhändlern und Bots. In Großbritannien eskalierte der Hype so sehr, dass Pop Mart einen vorübergehenden Verkaufsstopp ankündigte, um die Sicherheit der Kund*innen zu gewährleisten.
Labubu, Lafufu oder einfach delulu?
Mittlerweile hat auch Deutschland das Jäger-und-Sammler-Fieber erfasst. Von GenZ bis Ü40 setzt sich der Hype durch. Allerdings geht es hier ein wenig gesitteter zu, Schlägereien sind bislang ausgeblieben. Stattdessen häufen sich deutschsprachige Tiktok-Clips zu gefälschten Plüschmonstern, die Sammler humorvoll „Lafufu“ nennen.
Beides, Lafufu und Labubu werden von manchen auf der Plattform als „Recession Indicator“, ein mögliches Anzeichen für einen Wirtschaftsabschwung, gedeutet. Die Theorie ist nicht neu, sondern als „Lipstick-Effekt“ bekannt: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten greifen Menschen demnach gerne zu kleinen Luxusartikeln, weil große Anschaffungen wie Immobilien oder Autos unerreichbar sind.
Was also früher der Chanel-Lippenstift war, ist heute ein Labubu. Nur mit dem Unterschied, dass Labubu nicht einfach im Regal liegt, sondern erjagt werden muss – und das macht ihn noch begehrenswerter. Eine Tiktokerin bringt es auf den Punkt: „Auch wenn du nur 100 Euro auf dem Konto hast – wenn ein Labubu an deiner Tasche hängt, hast du’s geschafft.“
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