Ticket-Irrsinn auf dem Schwarzmarkt: Elphi wird immer teurer
Die Elbphilharmonie ist praktisch ausverkauft. Karten gibt es nur noch auf dem Schwarzmarkt. Zu horrenden Preisen. Die Veranstalter sind dagegen machtlos
Explodierten einst die Baukosten der Elbphilharmonie, so sind es nun die Ticket-Preise. Derzeit werden auf Ebay zwei Karten für ein Konzert des chinesischen Pianisten Lang Lang am 25. März für 7.500 Euro angeboten. Auch wenn solche Wucherangebote keine Abnehmer finden, so verändern sie doch das Wertempfinden der Interessenten – und erhöhen damit die Bereitschaft mehr Geld für eine Konzertkarte auszugeben.
Karten für den italienischen Musiker Paolo Conte, der am 25. Februar in der Elphi gastiert, werden zwischen 1.300 und 2.400 Euro pro Ticket angeboten und fanden für solche Preise auch schon Käufer. Der Orginalpreis für die besten Conte-Karten lag bei 160 Euro. Die meisten online angebotenen Tickets kosten zwar „nur“ ein paar hundert Euro – doch damit noch immer ein Vielfaches des Orginalpreises.
War der Anspruch der Hamburger Kulturbehörde, das exquisite Konzerthaus mit moderaten Ticket-Preisen ab sechs Euro für breite Bevölkerungsschichten zu öffnen, so können derzeit nur Interessenten mit dickem Geldbeutel die völlig überteuerten Tickets erstehen. „Wir halten an dem Konzept trotzdem fest, denn von den 500.000 bislang verkauften Karten wird die überwiegende Mehrzahl natürlich von den tatsächlichen Käufern benutzt“, sagt Iserman. „Das Publikum ist bunt gemischt, alle sozialen Schichten und alle Altersgruppen sind vertreten.“
„Bis der Kartenverkauf für die Spielzeit 2017/2018 beginnt brauchen wir eine Lösung“, so Isermann. Der Startschuss soll in den kommenden Wochen fallen. Eine Personalisierung der Eintrittskarten wie sie schon bei Fußballspielen vorgekommen ist, die aber eine Passkontrolle am Eingang mit sich bringen würde, könnte den Schwarzmarkt-Boom eindämmen. „Zu aufwendig“ findet der Sprecher der Elbphilharmonie, Tom R. Schulz. Zudem ist die Personalisierung auch rechtlich umstritten. Denn die Rechtsprechung sieht ein Ticket als ein Wertpapier, das jeden, der es vorweisen kann, zum Eintritt berechtigt.
Auch ein „Weiterverkaufsverbot“, wie es etwa der Ticketvertreiber Eventim bei Helene Fischer-Konzerten ausprobiert hat, kann nur bei einer Personalisierung des Karten-Verkaufs auch effektiv kontrolliert werden. Manche Konzertveranstalter haben bereits in den Verkaufsbörsen abgebildete Tickets, die zu Mondpreisen im Netz angeboten wurden, anhand der Sitzplatznummern gesperrt. Doch diese Maßnahme trifft statt den Verkäufern nur die Käufer.
Zudem sind Schwarzmarktprofis längst dazu übergegangen, die Fotos der angebotenen Platzkarten so zu manipulieren, dass darauf andere Sitzplatznummern zu sehen sind. Wenn diese Plätze gesperrt werden, trifft das dann völlig unbeteiligte Konzertbesucher.
Das Kernproblem aller Gegenmaßnahmen: Der Karten-Schwarzmarkt befindet sich in einer juristischen Grauzone. Wer eine Karte erstanden hat, darf sie auch weiterverkaufen, solange er keinen gewerbsmässigen Handel damit betreibt. Doch das ist kaum zu kontrollieren.
Über Online-Tickethändler und Strohleute erstehen Schwarzmarkthändler große Kartenkontingente und hebeln die gesetzten Hürden aus, dass jeder Käufer nur höchstens sechs Karten für die Elbphilharmonie erstehen kann. Faktisch schnappen professionelle Tickethändler so den Konzertbesuchern die Karten vor der Nase weg. Bundesweit gibt es derzeit kein zweites Konzerthaus, dessen Karten so begehrt sind und deren Verkauf so hohe Profite abwirft.
„Wir raten vom Ticket-Kauf im Internet-Schwarzmarkt dringend ab“, warnt Isermann. Denn nicht nur überteuerte, auch gefälschte Tickets gehen hier über den Tisch. Gerade Onlinetickets können problemlos ausgedruckt und verbreitet werden. „Das merken die Käufer erst, wenn sie bei der Veranstaltung nicht reingelassen werden“, sagt Thomas Laske von der Hamburger Verbraucherzentrale. „Bei der Elphi sind solche Praktiken bislang zum Glück noch nicht vorgekommen“, betont Isermann. Noch nicht.
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