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Ticket-Irrsinn auf dem SchwarzmarktElphi wird immer teurer

Die Elbphilharmonie ist praktisch ausverkauft. Karten gibt es nur noch auf dem Schwarzmarkt. Zu horrenden Preisen. Die Veranstalter sind dagegen machtlos

Explodierten einst die Baukosten, so sind es nun: die Ticketpreise Foto: Christian Charisius/dpa

HAMBURG taz | Mit dem Run auf Konzerttickets für die Elbphilharmonie boomt auch der Schwarzmarkt. Karten für das neue Konzerthaus an der Elbe, das bis Ende der Spielzeit Anfang Juli ausverkauft ist, sind derzeit nur noch über Internet-Plattformen zu bekommen: Von oft windigen Anbietern und zu Irrsinns-Preisen. In der Hamburger Kulturbehörde ist man ratlos. „Wir suchen eine Lösung, aber wir haben sie noch nicht“, gibt Behördensprecher Enno Isermann zu.

Explodierten einst die Baukosten der Elbphilharmonie, so sind es nun die Ticket-Preise. Derzeit werden auf Ebay zwei Karten für ein Konzert des chinesischen Pianisten Lang Lang am 25. März für 7.500 Euro angeboten. Auch wenn solche Wucherangebote keine Abnehmer finden, so verändern sie doch das Wertempfinden der Interessenten – und erhöhen damit die Bereitschaft mehr Geld für eine Konzertkarte auszugeben.

Karten für den italienischen Musiker Paolo Conte, der am 25. Februar in der Elphi gastiert, werden zwischen 1.300 und 2.400 Euro pro Ticket angeboten und fanden für solche Preise auch schon Käufer. Der Orginalpreis für die besten Conte-Karten lag bei 160 Euro. Die meisten online angebotenen Tickets kosten zwar „nur“ ein paar hundert Euro – doch damit noch immer ein Vielfaches des Orginalpreises.

War der Anspruch der Hamburger Kulturbehörde, das exquisite Konzerthaus mit moderaten Ticket-Preisen ab sechs Euro für breite Bevölkerungsschichten zu öffnen, so können derzeit nur Interessenten mit dickem Geldbeutel die völlig überteuerten Tickets erstehen. „Wir halten an dem Konzept trotzdem fest, denn von den 500.000 bislang verkauften Karten wird die überwiegende Mehrzahl natürlich von den tatsächlichen Käufern benutzt“, sagt Iserman. „Das Publikum ist bunt gemischt, alle sozialen Schichten und alle Altersgruppen sind vertreten.“

„Bis der Kartenverkauf für die Spielzeit 2017/2018 beginnt brauchen wir eine Lösung“, so Isermann. Der Startschuss soll in den kommenden Wochen fallen. Eine Personalisierung der Eintrittskarten wie sie schon bei Fußballspielen vorgekommen ist, die aber eine Pass­kontrolle am Eingang mit sich bringen würde, könnte den Schwarzmarkt-Boom eindämmen. „Zu aufwendig“ findet der Sprecher der Elbphilharmonie, Tom R. Schulz. Zudem ist die Personalisierung auch rechtlich umstritten. Denn die Rechtsprechung sieht ein Ticket als ein Wertpapier, das jeden, der es vorweisen kann, zum Eintritt berechtigt.

Auch ein „Weiterverkaufsverbot“, wie es etwa der Ticketvertreiber Eventim bei Helene Fischer-Konzerten ausprobiert hat, kann nur bei einer Personalisierung des Karten-Verkaufs auch effektiv kontrolliert werden. Manche Konzertveranstalter haben bereits in den Verkaufsbörsen abgebildete Tickets, die zu Mondpreisen im Netz angeboten wurden, anhand der Sitzplatznummern gesperrt. Doch diese Maßnahme trifft statt den Verkäufern nur die Käufer.

Zudem sind Schwarzmarktprofis längst dazu übergegangen, die Fotos der angebotenen Platzkarten so zu manipulieren, dass darauf andere Sitzplatznummern zu sehen sind. Wenn diese Plätze gesperrt werden, trifft das dann völlig unbeteiligte Konzertbesucher.

Karten für den Musiker Paolo Conte fanden für über 1.300 Euro pro Ticket einen Käufer

Das Kernproblem aller Gegenmaßnahmen: Der Karten-Schwarzmarkt befindet sich in einer juristischen Grauzone. Wer eine Karte erstanden hat, darf sie auch weiterverkaufen, solange er keinen gewerbsmässigen Handel damit betreibt. Doch das ist kaum zu kontrollieren.

Über Online-Tickethändler und Strohleute erstehen Schwarzmarkthändler große Kartenkontingente und hebeln die gesetzten Hürden aus, dass jeder Käufer nur höchstens sechs Karten für die Elbphilharmonie erstehen kann. Faktisch schnappen professionelle Tickethändler so den Konzertbesuchern die Karten vor der Nase weg. Bundesweit gibt es derzeit kein zweites Konzerthaus, dessen Karten so begehrt sind und deren Verkauf so hohe Profite abwirft.

„Wir raten vom Ticket-Kauf im Internet-Schwarzmarkt dringend ab“, warnt Isermann. Denn nicht nur überteuerte, auch gefälschte Tickets gehen hier über den Tisch. Gerade Onlinetickets können problemlos ausgedruckt und verbreitet werden. „Das merken die Käufer erst, wenn sie bei der Veranstaltung nicht reingelassen werden“, sagt Thomas Laske von der Hamburger Verbraucherzentrale. „Bei der Elphi sind solche Praktiken bislang zum Glück noch nicht vorgekommen“, betont Isermann. Noch nicht.

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8 Kommentare

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  • so viel Geld für diese Gebäude und keines für die irregulären Geflüchteten von Lampedusa in Hamburg.

  • Fußballtickets für Heimspiele des HSV sind auf Handelsplattformen im Internet von "Privatanbietern" praktisch nicht mehr zu haben. Veranstalter können sehr wohl den Weiterverkauf über das Internet untersagen, wenigstens solange sie ein eigenes einfaches Rückerstattungsmodell oder/und (wie der HSV) eine eigene Ticketbörse anbieten.

     

    Auf der Plattform des HSV können Suchende Tickets von Privatanbietern erstehen oder sogar Dauerkarten für ein Spiel "leihen", zum aufgedruckten Preis (bei Dauerkarten anteilig). Personen, die sich auf der Plattform nicht an die "Spielregeln" halten, droht genauso juristische Verfolgung, wie Anbietern auf allen anderen, nicht vom Verein authorisierten Plattformen. Auch die Plattformen selber können verklagt werden, wenn sie nicht zur Zusammenarbeit bereit sind. Das hat am Anfang ein bisschen gedauert, aber inzwischen ist der Internet-Schwarzmarkt doch ziemlich trocken, der Verein als Veranstalter mußte sich im Sinne der ehrlichen Fans nur mal die Mühe machen.

     

    Schwarzmarkthändler stehen heute wieder bei Wind und Wetter am Veranstaltungstag stundenlang an den Aufmarschstrecken zum Volkspark. Hier könnte für meinen Geschmack noch wesentlich härter durchgegriffen werden.

  • Man bleibt sich treu... :D

  • Der Steuerzahler baut und zahlt der Geld-und Machtelite ihren Kulturpalast! Super!

  • Sollte geregelt werden, ja, damit Kultur für alle erschwinglich ist. Aber das ist in Deutschland eh ein Problem: Andere Länder bieten für Wenigverdiener und finanziell Schwache kostenfreie Museumstage etc. an. In Deutschland, speziell in Hamburg, will das Bildungsbürgertum halt unter sich bleiben bzw. seine erworbenen Statusprivilegien schön clean halten. Zum Kotzen.

    • @Wu:

      In jeder deutschen stadt gibt es einen Tag, an dem man kostenlos ins museum kann! und was sie schreiben ist unsinn, wenn die ticketpreise ab 6 euro losgehen, kann einfach wirklich jeder hin, in ein paar jahren, wenn sich der hype gelegt hat, wird das auch wieder vernünftig werden

      • @Mittelspurschleichix:

        Ach, in ein "paar jahren" kann dann Elphi für alle da sein? Ich zahl dann einfach auch alle "paar jahre" meine Steuern für solche gehypten Bauwerke usw., Kindergärten gibts auch in 4-Jahresabständen oder Schulunterricht? Interessante Vorstellung von der Verwendung von Steuermitteln zum Allgemeinwohl haben Sie da.

         

        Und bitte wann sind die kostenfreien Museumstage im MfKG, der Kunsthalle, der Deichtorhalle? Ich freue mich über fundierte Informationen von Ihnen.

  • Karten für ein Sondergastspiel der PUHLIS: 2 Ostmark ;-)