Thüringer NachwuchsautorInnen in der taz: Bratwurstland ist abgebrannt!

In einer Sonderbeilage schreiben junge Au­to­r:in­nen nicht über, sondern aus Thüringen. Ihre Texte werden in diesem Schwerpunkt gesammelt.

Im Bratwurstland Thüringen entstehen auch Blumen an Wänden Foto: Jacob Queißner

Liebe Lesende,

was glaubt man nicht alles über Thüringen zu wissen. Klöße und Bratwurst, Weimarer Klassik und Bauhaus, ein linker Ministerpräsident und ein Liberaler, der es mit Stimmen der AfD auch werden wollte. Ein lebenswertes Bundesland mit viel Natur und geschichtsträchtigen Orten. Aber auch ein Bundesland mit Abwanderung, brennenden Häusern von Lokalpolitikern, Reichsbürgern und Rechtsextremisten auf der Straße und im Parlament. Das schafft regelmäßig Aufmerksamkeit bundesweit.

Dieser Text ist Teil unserer Berichterstattung zu den Wahlen 2024 in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Die taz zeigt, was hier in diesem Jahr auf dem Spiel steht.

Mit dieser Beilage der taz Panter Stiftung wollen wir nicht über Thüringen schreiben, sondern aus Thüringen heraus. Wir, junge Menschen zwischen 16 und 28 Jahre alt, wollen erklären, was uns beschäftigt – was uns nachts wach hält oder ruhig schlafen lässt. Auf Einladung der Stiftung der taz haben wir uns in den letzten Monaten darüber ausgetauscht. Auch für Sachsen und Brandenburg erscheinen Sonderseiten, jeweils am 30. August und am 20. September, immer kurz vor den Landtagswahlen.

Selbst wenn die Mauer schon vor über dreißig Jahren gefallen ist, existiert sie noch immer in unseren Köpfen. Weit entfernt liegt der Tag, an dem wir nicht mehr in alten und neuen Bundesländern sprechen werden. In so vielen Punkten bleibt das Land noch ungleich. Zwar ist der Gender-Pay-Gap im Osten deutlich geringer als im Westen, aber durchschnittlich verdient man 17 Prozent weniger. Auch an anderen Stellen muss für Gleichberechtigung gekämpft werden, wie auf den vielen Christopher Street Days (CSD), die mittlerweile überall in Thüringen stattfinden. Für ein queeres Leben in Thüringen machen sich viele Menschen stark, jedoch könnten sie durch einen Wahlerfolg der AfD am 1. September Probleme bekommen.

Aber die Gefahr von rechts ist besonders außerparlamentarisch zu spüren: Mitglieder der Kampfsportgruppe Knockout 51 wurden zwar zu Haftstrafen verurteilt, jedoch bleibt die Eisenacher Neonaziszene weiter bestehen. Zivilgesellschaftlichen Gegenwind gibt es hier besonders aus Jena, wo sich die Fans des örtlichen Fußballclubs immer wieder gegen Rechtsextremismus äußern und wichtige Jugendarbeit betreiben.

Nur wenige Kilometer weiter liegt die Stadt Gera, die seit der Wende mit Abwanderung zu kämpfen hat. Ein schlechtes ÖPNV-Netz macht das Leben für junge Menschen in Thüringen nicht leicht. Kein Wunder, dass Mopeds gerade auf dem Land beliebt und Tankstellen zu sozialen Treffpunkten werden, wenn die Cafés der Stadt unerreichbar sind.

Kennen Sie die Unstrut? Den Fluss finden Sie auch in dieser Beilage – viel Spaß beim Lesen.

Dario Holz (22), in Dresden geboren und durch PEGIDA zwangspolitisiert, ging es zum Studium nach Jena, wo er sich als Schiedsrichter jedes Wochenende bepöbeln lässt und zum Ausgleich seiner (Vita-)Cola-Sucht nachgeht.

FOTO: Jacob Queißner (24) ist im ostthüringischen Gera geboren und aufgewachsen. Nach einem Volontariat und Fernstudium zum Fachjournalisten für historischen Motorsport, ist er während der Corona-Pandemie in seine Heimatstadt Gera zurückgekehrt, um hier als Journalist und Fotograf aktiv zu sein.

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Die Veranstaltung zur Frage, was in diesem Wahljahr auf dem Spiel steht. Bald vor Ort in Chemnitz und Cottbus. Alle Infos und Anmeldung: taz.de/panterforen

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