Themenwoche Mobilität 28.06.-04.07.21: Fortschritt statt „Straßenkampf“

Die Mobilitätswende kommt kaum voran, dabei ist (Auto-)Verkehr ein großes Klimaproblem. Unsere Themenwoche untersucht, was da so lange dauert und skizziert, wo die nächste Bundesregierung ran muss.

Mit der Tram durch Berlin gleiten – es könnte so schön sein. Wären da nur nicht diese Autos Foto: Paul Zinken/dpa

Von BEATE WILMS

24.06.21 | Wer sich selbst als friedfertigen Menschen bezeichnet, kann weder Fußgänger noch Radlerin sein und auch nicht den ÖPNV nutzen.

Egal, womit man umweltfreundlich unterwegs ist: Verkehr ist Stress, Stress, der schnell in rasenden Sekunden- oder besser Minutenhass umschlägt. Einmal aus der Tür, schon wird's lebensgefährlich. Und ungerecht.

Pop-up-Radwege? Haben an der nächsten Baustelle schon wieder ausgepoppt. Fahrradstraße? Das Konzept versteht kei­n:e Autofahrer:in. Busse? Kommen gar nicht (auf dem Land), zu spät (überall) oder alle auf einmal und verstopfen dann Rad- und Fußwege (in der Stadt). Und der Straßenbahnausbau? Arg ausbaufähig.

Wandel unvermeidlich

Der Weg in die Kita, zur Schule, zur Arbeit, in die Freizeit, zum Shoppen ist aggressiver Straßenkampf – um Platz, ums Vorankommen, um Sicherheit, darum, wahr- und ernstgenommen zu werden.

Die Mobilitätswende macht es bislang kaum besser. Notwendig ist sie, weil Deutschland bis spätestens 2045 klimaneutral sein will und der Verkehr ein Fünftel der Treibhausgasemissionen ausmacht. Und – auch wenn das seltener Thema ist –, um die Kluft zwischen Stadt und Land zu verringern.

Um mehr Menschen, auch den ganz jungen, den ganz alten, denen mit Einschränkungen, mit Kinderwagen oder Rollatoren, mit wenig Geld, mehr Freiheit und Teilhabe zu ermöglichen.

Im Wahlkampf aber geht es bei all den vielen spannenden Aspekten bislang vor allem um eins: Wie teuer darf Benzin sein? Also eine randständige Frage, um die es gar keinen Streit geben braucht, weil es bei einer ordnungsgemäßen Umsetzung des Klimaschutzgesetzes nur noch darum gehen wird wie die höheren Kosten für die Nutzung von Verbrennern sozial auszugleichen sind.

„Straßenkampf“

Das ist der taz zu wenig. Wir wollen wissen, wie ein Masterplan umweltfreundlicher Verkehr aussieht, und stellen deshalb in der kommenden Woche die Zeitung, taz.de, unseren Auftritt in den Sozialen Medien unter das Schwerpunktthema „Straßenkampf – Warum es eine Frage der (Klima-)Gerechtigkeit ist, wie wir mobil sind“: Kann es ein Straßenbaumoratorium geben? Wie funktionieren autofreie Innenstädte? Was will eigentlich die neue Radbewegung?

Aber auch: Wie lässt sich der Safe Space anders schaffen, den das Auto in der Pandemie oder für diskriminierte Menschen bedeuten kann? Wo bleiben in der Debatte die Arbeitsbedingungen von Fahrradkurieren, die Innovationsideen von Beschäftigten in der Autoindustrie, die Chancen weniger Betuchter, auch mal fremde Länder kennen zu lernen?

Die taz Themenwoche Mobilität vom 28. Juni bis 04. Juli 2021 – auf taz.de, in der gedruckten taz und natürlich in der App.