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■ Staatsrätin Motschmann im Konflikt um Verwaltungschef kompromissbereit

Im Konflikt um den designierten Verwaltungschef des Bremer Theaters, Lutz Dünnwald, hat die Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) jetzt Kompromissbereitschaft angedeutet. „Man kann darüber reden, dass er erst anfängt, wenn er mit voller Kraft nach Bremen kommen kann“, sagte sie gegenüber der taz. An seinem derzeitigen Arbeitsplatz im Mainzer Theater beginne jetzt die Suche nach einem Nachfolger. Motschmann schloss nicht aus, dass der 43-jährige Dünnwald je nach Ausgang dieses Verfahrens doch vor Oktober 2001 ganz nach Bremen kommen kann.

Wie berichtet, hatte Kultursenator Bernt Schulte (CDU) Dünnwald am Freitag überraschend inthronisiert. Zum „frühest möglichen Zeitpunkt“ soll er nach Bremen kommen, sagte Schulte. Weil Dünnwald aber noch einen Umzug abwickeln will und muss, ist er bis Ende September 2001 ganz oder teilweise an seinen Job in Mainz gebunden. Für die Zwischenzeit ist eine Teilzeitlösung im Gespräch. Doch dagegen hat Intendant Klaus Pierwoß entschieden Widerspruch eingelegt (vgl. taz vom 1.4.).

An Dünnwalds fachlichen Fähigkeiten zweifelt indes keiner der Beteiligten. Auch die Wiederbesetzung der seit Jahren unbesetzten Stelle des mit dem Intendanten gleichberechtigten Verwaltungschefs ist nicht strittig. „Dünnwald ist hoch qualifiziert“, sagen Mitglieder des Theateraufsichtsrats. Motschmann geht als Vorsitzende der Findungskommission noch weiter: „Er ist der eindeutig Beste.“ Sie betont, dass sich die Kommission zunächst einstimmig für Dünnwald ausgesprochen habe. Demnach muss Pierwoß sein Votum später geändert haben. Trotzdem halten viele Beteiligte Dünnwalds frühe Inthronisierung durch Schulte für ungeschickt. „Das kann man doch nicht gegen den Intendanten entscheiden“, sagt ein Insider.

Dem Vernehmen nach kommen nur zwei weitere Kandidaten aus der Bewerbungsrunde überhaupt in Frage. An Platz zwei soll ein mit 30 Jahren noch recht junger Bewerber stehen. Doch kann der dem patriarchalisch auftretenden Pierwoß im Streitfall Paroli bieten? Da haben die Bremer HeadhunterInnen aus Politik und Theater Zweifel und setzen auf mehr Lebenserfahrung. Ihre Berliner KollegInnen haben vor elf Jahren anders entschieden. Damals hatte der Intendant der inzwischen geschlossenen Freien Volksbühne in Berlin-Schöneberg, Hans Neuenfels, immer weniger Erfolg mit dem Theater. Nach jahrelangem politischen Streit und Vorwürfen gegen das Finanzgebaren des Intendanten beschnitt ihm das Kulturressort die wirtschaftlichen Kompetenzen und stellte ihm einen Ökonomen zur Seite: Der hieß Lutz Dünnwald und war damals erst 32 Jahre alt. ck

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