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Teures Manna

■ Brasislien subventioniert Hostien nicht mehr

Auf ihrem Kreuzzug gegen die Inflation behindert die brasilianische Regierung seit wenigen Tagen den reibungslosen Vollzug katholischer Gottesdienste. Finanzminister Bresser Pereira hat Mitte Juni kurzerhand die staatlichen Subventionen für Weizenmehl gestoppt - und damit nicht nur die Brotpreise um 50 Prozent in die Höhe getrieben, sondern auch der Hostienproduktion einen schweren Schlag versetzt. Besonders im Nordosten des Landes scheint sich die Situation dramatisch zuzuspitzen. Dort hatte die in Fortaleza ansässige Firma „Casa do Bom Pastor“ (Haus des guten Hirten) jahrelang die Versorgung der Gläubigen mit priesterlichen Plätzchen sichergestellt: Zwei kircheneigene Weizenmühlen lieferten 6.000 Stück pro Tag - der Mannabedarf von über 50 Gemeinden. Jetzt ist das Unternehmen nicht mehr in der Lage, der pastoralen Nachfrage gerecht zu werden. Jesusmäßige Proteste sind allein deshalb nicht auszuschließen, weil das Edikt aus dem Finanzministerum die Pfarrer auch finanziell in die Knie zwingt: Für läppische 100 Cruzados - etwa 4 Mark - gab es noch bis vor kurzem einen ganzen 1.000er–Pack im Oblatenhandel. Jetzt muß der Gottesmann tiefer in die Soutane greifen: 450 Cruzados hat Hochwürden nun hinzublättern. Daß sich wegen der kritischen Lage auf dem Hostiensektor demnächst lange Warteschlagen vor den Altären bilden werden, ist trotz allem unwahrscheinlich. Eine der beiden Gottesmühlen in Fortaleza mahlt immer noch. Wenn auch langsamer. Martin Durm

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