Teures Lifestyle-Präparat: Nashörner exzessiv gejagt
Die Nashorn-Wilderei in Südafrika nimmt zu. Die Regierung will darum den Handel mit Hörnern legalisieren. Tierschutzverbände kritisieren die Initiative.
BERLIN taz | Das Nashorn ist ein begehrtes Tier – nicht nur bei Touristen und Trophäensammlern, sondern zunehmend auch unter wohlhabenden Kranken und Wundergläubigen. Das belegen neue Zahlen aus Südafrika. Die Nashorn-Wilderei hat dort in diesem Jahr dramatisch zugenommen.
Allein bis Juni seien 461 Nashörner illegal getötet worden, teilte das Umweltministerium in Johannesburg am Donnerstag mit. Mit 20.000 von 25.000 Exemplaren beherbergt Südafrika die größte Nashorn-Population in Afrika, was laut World Wide Fund For Nature (WWF) fast 75 Prozent aller Nashörner weltweit sind.
Der Grund für die steigende Zahl getöteter Rhinozerosse ist die enorme Nachfrage nach ihren Hörnern. In Südostasien, vor allem in Vietnam und China, sind sie als Heilmittel sehr begehrt und bringen in Pulverform inzwischen bis zu 50.000 Euro pro Kilogramm. Wurde das Horn früher im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt, ist daraus eine teure Lifestyle-Mode geworden: „In Vietnam gilt es heute als chic und wird als Mittel gegen Kater, Fieber und Krebs benutzt“, sagt Sylvia Ratzlaff von WWF Deutschland.
Die Nashorn-Wilderei ist in den letzten Jahren zu einem ernsten Problem für Südafrika geworden. Schon im vergangenen Jahr hatte die Jagd auf Rhinozerosse einen neuen Rekordstand erreicht. 668 Nashörner wurden getötet, die höchste Zahl seit Jahrzehnten. Nun droht eine weitere Zunahme.
Südafrika erwägt angesichts der wachsenden Wilderei die Freigabe des Handels mit den Hörnern, der seit 1977 international verboten ist. Die Regierung in Pretoria wird einen entsprechenden Vorschlag bei der nächsten Artenschutzkonferenz 2016 einbringen.
Reine Verzweiflungstat
Tier- und Naturschutzverbände kritisieren diese Initiative. Daniela Freyer von Pro Wildlife befürchtet, dass eine Handelsfreigabe die Nachfrage nach Nashorn-Präparaten weiter anheizen könnte. Der legale Handel schaffe einen „perfekten Deckmantel für den Schwarzmarkt“. Die Pläne Südafrikas könnten daher auch Nashornbestände in anderen Ländern gefährden.
„Das ist eine reine Verzweiflungstat“, sagt Sylvia Ratzlaff vom WWF zu dem Vorschlag der Regierung in Pretoria. „Wir wissen nicht, wie sich der Markt entwickeln könnte, wenn er in Teilen legalisiert wird. Eventuell steigt die Nachfrage sogar“, sagt sie. Dass der Vorschlag bei der kommenden Artenschutzkonferenz angenommen wird, sieht Ratzlaff nicht.
Schon beim Elfenbeinhandel habe sich gezeigt, dass die Erlaubnis, temporär Elfenbein legal verkaufen zu können, nicht zu einem Rückgang der Wilderei geführt hat.
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