Teure Tickets für WM in Brasilien: Ex-Stürmer Romário greift Fifa an
Der ehemalige Starstürmer Romário kritisiert als Abgeordneter die Fifa hart. Die Ticketpreise für die WM 2014 in Brasilien nennt er "unmoralisch und absurd".
PORTO ALEGRE taz | Der jüngste Sturmlauf von Romário begann auf Twitter. "Die Fifa wird Milliarden verdienen, will aber nicht eine Rechnung über 180 Millionen Reais (umgerechnet 74 Millionen Euro) zahlen?", fragte Brasiliens WM-Star von 1994, der vor einem Jahr für die kleine Sozialistische Partei ins Abgeordnetenhaus von Brasília gewählt worden war, "es muss Eintrittskarten zum halben Preis geben". Dann schickte er noch einen hinterher: "Gesetz ist Gesetz und muss befolgt werden! Brasilien muss endlich damit aufhören, Sklave der Fifa zu sein. Die Souveränität unseres Landes muss respektiert werden."
Tags darauf besichtigte der Koordinator des WM-Parlamentarierforums, der immer noch liebevoll "Baixinho" (der Kleine) genannt wird, das Maracanã-Stadion in Rio. Der Umbau seiner früheren Ruhmesstätte geht im Schneckentempo voran - erst ein Viertel des Solls sei erfüllt, heißt es. Der Umbau nach Fifa-Vorgaben kostet um die 400 Millionen Euro, für die fast vollständig die brasilianischen Steuerzahler aufkommen. "Es versetzt mir einen Stich in die Brust", sagte Romário. Das Maracanã war erst vor fünf Jahren für die Panamerikanischen Spiele umgebaut worden.
"Wenn wir diese Mentalität nicht ändern, wenn wir die Fifa nicht dorthin stellen, wo sie hingehört, dann wird sie bald mehr bestimmen als unsere Präsidentin", sagte er zur versammelten Reporterschar vor seinem anschließenden Auftritt im Landesparlament von Rio de Janeiro. Seine Forderung: Die WM-Spiele müssten Angehörigen aller sozialen Schichten offenstehen, nicht nur betuchten Fußballfans.
Genau danach sieht es bislang nicht aus. Die billigsten Karten sollen umgerechnet mindestens 62 Euro kosten, ein Viertel des derzeitigen gesetzlichen Mindestlohnes - "unmoralisch und absurd", findet das Romário. Zudem schreibt die brasilianische Gesetzgebung vor, dass zumindest Schüler, Studierende und Rentner zum halben Preis in die Stadien dürfen, sonst drohen den Veranstaltern saftige Strafen. Romário will das nun im "Allgemeinen WM-Gesetz" verankern, ebenso den freien Eintritt für Behinderte.
"Die Fifa könnte ein bisschen weniger verdienen, damit die Brasilianer dabei sein können", sagte Romário. Auch der Exklusivvertrag mit dem US-Bierbrauer Budweiser verstoße gegen brasilianisches Gesetz. Und wenn die Rückstände beim Stadion-, Straßen- und Flughafenbau nicht überwunden werden, drohe Brasilien in knapp drei Jahren eine Blamage, fürchtet "Baixinho".
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